Unterwegs im Pantanal Matogrossense

Von Pousadas, Pantaneiros und Piranhas...

Das Pantanal ist das grösste jahreszeitliche Schwemmlandgebiet der Erde, fast so gross wie Westdeutschland vor der Wiedervereinigung. Es verteilt sich über 230.000 km² auf die brasilianischen Staaten Mato Grosso und Mato Grosso do Sul und auf Teile Boliviens und Paraguays. Dennoch ist das Pantanal kein Sumpf sondern umfasst vielmehr mehrere in sich einzigartige Ökosysteme wie das Cerrado, ein Savannengebiet, Dschungel und Wälder wie in der Amazonasregion und halbjährig überschwemmte Feuchtebenen. Aufgrund seiner immensen Arten- und Landschaftsvielfalt erklärte die UNESCO das Pantanal im Jahr 2000 zum Weltnaturerbe der Menschheit. Überhaupt ist Brasilien ein Land der Superlativen. Alles ist gross, weit und im Überfluss vorhanden. Das Pantanal macht hier keine Ausnahme. Die Natur gibt hier alles, was sie hat. Exotische Pflanzen von einer unvorstellbaren Artenvielfalt - Vögel, so bunt wie Fantasiegebilde. Affenarten in allen Größen und Farben von hellbraun bis schwarz. Riesenstörche, die einem Durchschnnitts-Erwachsenen bis ans Kinn reichen, Tapire, Capibaras, die aussehen wie Riesenmeerschweinchen mit Wildschweinfell, leuchtend blaue Hyazinth-Aras und mit viel Glück auch die majestätischen Jaguare. Im Pantanal gibt es gepunktete Jaguare (Onça pintada) oder einfarbig braune Pumas (Onça parda).  Vor allem aber ist das Pantanal die Heimat der Brillenkaimane, der Jacarés. Viele

Millionen dieser friedlichen Reptilien leben im Pantanal. Sie liegen in Scharen am Rand der Wasserstellen und lassen sich die Sonne auf die gepanzerten Rücken scheinen. Sie sind nicht aggressiv und haben genug Futter, so dass es sie kaum nach Menschenfleisch gelüstet. Es sei denn, sie fühlen sich bedroht. Mehr als 650 Vogelarten sind im gesamten Pantanal registriert und mit Sicherheit gibt es noch viele unbekannte Arten. Über 1.000 Schmetterlingsarten, 250 Fischspezies, 80 Säugetierarten und 50 Reptilienspezies teilen sich ausserdem das Habitat Pantanal. Dazu kommen die unglaubliche Anzahl von über 1.700 Pflanzenarten. Das Pantanal ist nicht nur deshalb ein schützenswertes Naturreservat, das einzigartig auf der Welt ist. Es ist auch Bedrohungen ausgesetzt,  die mehrheitlich - und wie sollte es anders sein - menschengemacht sind...

 

All das wartet auf uns in den ersten drei Juniwochen während unserer Reportage über dieses sagenhafte Feuchtgebiet, das von März bis November bis zu zwei Dritteln unter Wasser steht. Im Juni beginnen sich die Wasser zurückzuziehen und die Tiere kommen aus ihren Trockenwäldern an die Flüsse und Uferdämme zurück. Es ist die spannendste Zeit, die Flora und Fauna des Pantanal zu erkunden. Ausgangspunkt für uns ist Cuiabá im Staat Mato Grosso. Wir beschränken uns auf das nördliche Pantanal mit der Region von Barão de Melgaço und rund um die Transpantaneira.

 

 

Cuiabá - quirrlige Hauptstadt von Mato Grosso

Feuchte Tropenhitze treibt uns erste Schweissperlen auf die Stirn, als wir die wenigen Schritte vom  Flughafengebäude Marechal Rondon zum Taxitransport hinter uns bringen. 31 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit geben uns eine Vorahnung auf die kommenden Tage. Das Taxi ist auf 20 Grad heruntergekühlt und die Klimanlage brummt. Wir haben 150 km vor uns, durch das Baustellenchaos rund um Varzea Grande, wo sich der Flughafen befindet und durch das Zentrum von Cuiabá bis auf die Nationalstrasse Richtung Barão de Melgaço, unseren ersten Anlaufpunkt.

Die Stadt ist mächtig gewachsen, seit wir vor 15 Jahren das erste Mal hier waren. 600.000 Einwohner zählt die Hauptstadt von Mato Grosso und der Trend geht aufwärts. Für uns Europäer ist das erstaunlich, wie rasant sich die Städte Brasiliens vergrössern. Der Verkehr ist dementsprechend -  tja, wie soll ich das beschreiben: ABENTEUERLICH ist wohl das richtige Wort. Motorradakrobaten in Shorts und mit Hawaianas an den Füssen schneiden uns kreuz und quer, LKWs überholen gewagt und wir sind froh, dass wir nicht selber fahren müssen. Es ist schon fast Abend, als wir die asphaltierte Strasse verlassen, cirka 20 km über eine ausgewaschene Erdstrasse, die erst seit kurzem wieder befahrbar ist (in der Regenzeit ist die Zufahr komplett geflutet) bringen uns zur Pousada Rio Mutúm im Munizip von Barão de Melgaço.

Wir werden kräftig durchgeschüttelt und ich spüre jeden Knochen, doch als wir die Pousada erreichen, ist alle Mühsal vergessen...

 


Pousada Rio Mutúm - der perfekte Einstieg in die Welt des Pantanal

06.06.-10.06.2013

Barão de Melgaço ist eine Region des nördlichen Pantanal, die nicht so bekannt ist und doch zu einer der landschaftlich reizvollsten Gegenden des Pantanal gehört. Dass die Pousada Rio Mutúm nicht an der Transpantaneira (Hauptweg durch das Pantanal) liegt, hat Vor- und Nachteile. Einerseits ist die Lodge etwas isoliert von anderen Attraktionen, andererseits macht gerade die Entfernung vom Touristenstrom ihren Reiz aus. Die Landschaft und Vegetation hier sind grüner als rund um die Transpantaneira. Der riesige Binnensee Baía Sía Mariana wird gespeist von mehreren Zuflüssen, die Bootstouren zu einem Highlight der Pousada machen.

 

Die Pousada Rio Mutúm liegt inmitten üppigen Grüns am Flussufer des Rio Mutúm, der sich in die weite Bucht Siá Mariana integriert. Am Tag unserer Ankunft sind wir erstmal gerädert, doch Hotelmanager Helder lässt uns schnell die Strapazen der langen Reise vergessen. Herzlich begrüßt er uns mit eisgekühltem Mangosaft. Aaaah, zisch... unsere staubtrockenen Gaumen lechzen förmlich. Helder ist Biologe, wie sich herausstellt, und war viele Jahre lang als freiberuflicher Tour Guide in diversen Pousadas tätig. Sein Fachwissen zu der  Pantanal Fauna ist ein Extra-Plus für die Pousada. Er spricht Englisch, etwas Deutsch und Französisch ebenso wie Spanisch. Die Anlage ist eine wahre Augenweide, die 22 Zimmer sind in gemütliche Chalets mit eigener Veranda und einladender Hängematte integriert. Ringsum grünen und blühen Mangobäume, Bananenstauden, Orangenbäume, Jabuticaba-Kirschbäume und vieles mehr inmitten gepflegter Rasenflächen und mit Steinplatten ausgelegten Wegen. Auch ein Pool fehlt nicht. Das Herzstück ist das runde Restaurantgebäude mit luftigen Moskitofenstern aus dunklem Holz, das mich an eine Lodge in Kenia erinnert aber doch der lokalen Architektur entspricht. Alles ist sehr gemütlich mit viel Geschmack und Liebe fürs Detail ausgestattet. Die Zimmer sind großzügig und komfortabel. Wer die Eigentümerin Dona Alice kennenlernt, die übrigens mit einem deutschen Philosophieprofessor verheiratet ist, erkennt deutlich ihre Handschrift in der ganzen Lodge. Unter ihrer Leitung und mit Helders Organisationstalent und niveauvoller Betreuung der Gäste, kann man sich keinen schöneren und angenehmeren Start ins Pantanal vorstellen. Die Anlage wurde 2013 von dem Online Buchungsportal Tripadviser mit einem "Preis der Exzellenz" ausgezeichnet wegen der vielen lobenden Einträge. Die Lodge bietet Ausflüge mit Aluminiumbooten ebenso  wie Pferdeausritte, Trekking- und Birdwatching-Touren. Wir schippern mit Metallbooten auf den Nebenflüssen und der Sía Mariana. Unser Guide ist Jamilson, ein erfahrener Bootsführer. Er macht uns mit der heimischen Vogelfauna vertraut und wir sehen schon am ersten Tag Falken, Flussreiher, Eisvögel, Marmorreiher, Schlangenhalsvögel, Capibaras und viele Brillenkaimane (Jacarés im Pantanal), deren leuchtende Augen aus dem Wasser ragen. Von den Riesenottern (Ariranhas) hören wir leider nur das Schmatzen aus einem Ufergehölz, sie lassen sich nicht beim Schmaus strören und scheinen ihre Piranhas sehr zu geniessen. Kommt Zeit, kommt Rat. Man muss sich von Anfang an bewusst sein, dass das Pantanal trotz seines Tierreichtums kein Zoo ist und manche, vor allem grössere Säugetiere, nicht so häufig zu sehen sind. Jamilson ist kanpp 30 Jahre alt und hat Frau und Kinder. Wie die meisten der Angestellten kommt auch er aus der nahegelegenen "Comunidade Cuiabá-Mirím", einem  typischen Fischerdorf am Flussufer. Zur Arbeit und nach Hause fährt er mit dem Boot, einen anderen Weg gibt es nicht. Es gibt sicher Schlimmeres, denke ich noch, als jeden Tag dieses Naturparadies zu durchschippern. Wir treffen seine 82- jährige Oma, seine Tante und Neffen. Überhaupt ist im Dorf jeder mit jedem verwandt. Es gibt eine kleine Grundschule, eine Kirche und ein Gemeinschaftshaus. Die Leute arbeiten gerne für Dona Alice, wie mir Jamilson bestätigt. Auch die Gäste sind hier besonders relaxt und fühlen sich offensichtlich wohl.  Es bleiben kaum Wünsche offen und die Verpflegung in der Ecolodge ist vom feinsten. Das Wort DIÄT kann man gleich an der Restauranttür abgeben, denn Frühstücks-, Mittags- und Abendbuffet sind so vielfältig und abwechslungsreich, dass der Teller meistens voller ist als eigentlich geplant. Dona Alice setzt auf lokale Küche, erfüllt aber auch gerne jeden individuellen Wunsch ihrer Gäste. Wir schlürfen Piranhasuppe und geniessen den frisch geangelten Pacú-Fisch, versuchen Kaimanfleisch, essen geschmortes Rindfleisch mit Reis und schwarzen Bohnen, Maniokwurzeln, fritierte Bananen (denen ich einfach nicht widerstehen kann - ich habs versucht, ich schwöre es...), Ofenkartoffeln, Früchte, Salate und verführerisch angerichtete Nachspeisen wie Karamellcreme, Maracujamousse oder Käsebällchen. Ich sags ja, vergessen Sie die Diät! Die familiäre und herzliche Atmosphäre ist in der gesamten Pousada spürbar. Die Mitarbeiter sind sehr hilfsbereit und alles bestens organisiert. Am Abend kommen die putzigen Capibaras in Scharen aus den Wäldern an die Ufer der Pousada, es schwirrt nur so von allen möglichen grossen und kleinen Vögeln, darunter mischt sich auch der Mutúm (Nacktgesichthokko)  mit seinem Kopfhäubchen, der der Pousada den Namen gab. Und auch ein Jabiru-Storch, der im Pantanal Tuiuiú heisst, lässt sich jeden Tag in den Abendstunden blicken. Als wir abends müde aber zufrieden ins Bett fallen, zirpen uns die Grillen in den Schlaf. Aus dem Wald brüllen die Bugio-Affen und ab und an hört man einen Kuckuck rufen. Bem Vindo im Pantanal!

 

 


Auf der Transpantaneira...

Das Eingangsprtal zur Tanspantaneira - (c) Lou Avers
Das Eingangsprtal zur Tanspantaneira - (c) Lou Avers

Die Transpantaneira ist eine 145 km lange Erdstrasse, die kurz nach Poconé (ca. 150 Kilometer südlich von Cuiabá) beginnt und bis Porto Jofre reicht. Ursprünglich war sie als Verbindungsweg zwischen den beiden Mato Grosso Staaten geplant, aber als Mato Grosso do Sul 1977 seine Eigenständigkeit erhielt, wurde der Ausbau gestoppt. Wer die Transpantaneira mit eigenem Wagen befährt, braucht drei Dinge: eine gute Federung, viel Zeit und gute Nerven. Insgesamt muss man 127 abenteuerliche Holzbrücken überqueren, die in mehr oder weniger baufälligem Zustand sind. Das Abenteuer lohnt sich, die Transpantaneira führt mitten hinein ins Herz des nördlichen Pantanal. Das heisst, es gibt schon auf dem Weg viele Tiere zu sehen: Brillenkaimane am Wegrand, Wasserschweine, den Pantanal Fuchs, mit viel Glück einen Tapir oder Ameisenbär. Störche, Reiher und andere Wasservögel sind überall zu sehen. Als wir die Transpantaneira vor 15 Jahren zum ersten Mal selbst befuhren, war hier fast kein Autoverkehr. Die Vegetation am Seitenrand war fast inexistent, heute sind die Büsche meterhoch und verdecken oft den Blick auf die Wasserstellen am Wegrand. Auch sind viel mehr Autos unterwegs und die Capibaras und Jacarés lassen sich nicht mehr so oft sehen. Zahlreiche Pousadas säumen die Strecke, von einfachen Backpacker- Unterkünften bis zu komfortablen Lodges mit allen Annehmlichkeiten. Wir beschränken uns auf eine kleine aber feine Auswahl und diejenigen Pousdas, die ein charaktistisches Ambiente, vereint mit Komfort und Sicherheit bieten.

 

Die Königin der Riesenschlangen Boa Constricto Imperator oder schlicht Königsboa- (c) Lou Avers
Die Königin der Riesenschlangen Boa Constricto Imperator oder schlicht Königsboa- (c) Lou Avers

Pousada Rio Claro - Fazendaflair am Flussufer

10.06.-16.06.2013

Aus organisatorischen Gründen beginnen wir unsere Transpantaneira Erfahrung mit der Pousada Rio Claro, obwohl diese nicht die erste Lodge der Strasse ist. Dazu müssen wir das Kontrolltor des brasilianischen Umweltsinstituts IBAMA durchqueren, wo einfahrende Autos kontrolliert werden (sollten). Meistens steht niemand an dem Schlagbaum. Das soll sich laut  Tourismussekretär  Chindão von Poconé bald ändern. Es sollen Voucher eingeführt werden, die man schon vor der Reise kaufen muss. Nur mit diesen "Eintrittskarten" soll  die Transpantaneira ab 2014 befahrbar sein. Später kommen wir wieder ein Stück zurück bis zum Anfang.

 

Wer das echte Fazenda-Feeling einer Pantanal Farm kennenlernen möchte, ist in der Pousada Rio Claro genau richtig. Zirka zwei Stunden Fahrt auf der Transpantaneira ist sie vom Hauptort Poconé entfernt. Sie liegt am Ufer des malerischen Rio Claro, weshalb die Ausflüge mit den bequemen Aluminiumbooten mitsamt Führer zu den Highlights der Lodge gehören. Die Pousada ist eine gute Mischung aus rustikaler Unterkunft, lokaler Gastronomie, Flusslandschaft mit reicher Vogelfauna und Rinderfarm. Die Eigentümerin Dona Michele ist eine sympathische Frau mit viel Sinn fürs Geschäft und klaren Vorstellungen des Pantanal Tourismus. Die Angestellten sind zuvorkommend und hilfsbereit. Junior, der Rezeptionist kümmert sich um alle Belange der Gäste. Dabei ist er selber ein passionierter Hobbyfotograf, der es versteht, die Atmosphäre der Pousada und der lokalen Flora und Fauna mit einem sensiblen Auge zu dokumentieren.  Wir verbringen die Tage mit Bootstouren, begleitet von unserem ortskundigen Führer Gonçalo, nächtlichen Fotosafaris und haben das Glück, eine „Boidadeira“ zu erleben. Boiadeiras sind vergleichbar mit unseren Rinderauftrieben. Nur das hier die weissen Nelore (eine Kreuzung aus indischen Brahmarindern und Zeburindern) mit Beginn der Trockenzeit wieder zurück auf die Weiden der Farmen getrieben werden. Dazu müssen sie die Flüsse durchqueren, wie in unserem Fall, den Rio Claro. Bei 300 Rindern, 10 Treibern und noch einem Dutzend Pferde kann man sich vorstellen, dass dies ein ziemliches Spektakel abgibt. Wir können das Geschehen von einem Boot aus verfolgen. Die weissen Körpermassen traben aufgeregt ins Wasser und drängen sich gegenseitig, halb schwimmend, halb vorwärtsschiebend mit lauen Muuuhs an die andere Uferseite. Das ganze wird von einem französischen Filmteam begleitet und für einen Dokumentarfilm aufgenommen.  Ein Kalb bleibt zurück und muss an den Ohren gehalten mit dem Kanu durch den Fluss gezogen werden.  Endlich sind alle glücklich angekommen, niemand wurde verletzt und die Rinder sind heil zurück auf den Weiden.

 

In der Pousada Rio Claro treffen wir erstmals auf Julinho. Er ist ein selbständiger Guide und Eigentümer der Agentur „Pantanal Trackers“. Wie er uns selber erzählt,  ist er ein Enkel heimischer Indios. Leicht zu erkennen an seinem schwarzen langen Haar, das er zum Pferdeschwanz gebunden trägt. Wir kommen mit seinen  aktuellen Kunden, einem Paar aus Kanada ins Gespräch und sie erzählen uns, dass sie schon viele Reisen mit Guides unternommen hätten, auch in Afrika und rund um den Globus. Aber Julinho (eigentlich Julio André Monteiro) sei der beste Führer, den sie je hatten. Das macht uns natürlich neugierig und wir tauschen Kontakte und Ideen aus. Uns gefällt die Philosophie seiner Lebens- und Arbeitsweise. Er sagt, er würde nie ein Tier anfassen oder füttern, nur um es den Touristen näher zu bringen. Die Natur sei ein perfekter Kreislauf und wir Menschen müssten verstehen, dass auch wir uns darin integrieren müssen. Wir sind ganz auf seiner Wellenlänge und finden seine Arbeit grossartig. Er spricht auch von den Problemen der Region wie Umweltproblemen durch die Goldminen, illegal gelegte Feuer, aggressiven Tourismus, illegale Jäger und anderes. In seiner Begleitung lernt man viel über das Leben und die Natur im Pantanal. Wir werden ihn später nochmals treffen...

 

Unsere Tage in Rio Claro sind gefüllt mit Bootstouren und Fotosafaris. Wir angeln Piranhas, fotografieren Kaimane, Reiher, Eisvögel, Olivenscharben und Schlangenhalsvögel, die ihre Flügel auf abgestorbenen Baumästen zum Sonnen ausbreiten.Wir sehen Rehe und den Pantanalfuchs, der grau ist und aussieht wie ein Wolfjunges, nur mit buschigem Schweif. Deshalb nennt man ihn hier Lobinho (= kleiner Wolf). In der Pousada ist ein ständiges Kommen und Gehen von Touristen aus aller Welt und man kommt beim Mittags- oder Abendbuffet ins Gespräch.  Auch viele Brasilianer kommen an den Wochenenden zum Fischen oder um die Region kennenzulernen. Im Pantanal heisst es früh aufstehen, viele Touren beginnen schon vor dem Frühstück um 5 Uhr oder kurz danach. Auch nachmittags ist man auf die besten Zeiten eingestellt, wo die Möglichkeit besteht, Tiere zu sehen. Wer ausschlafen will, verpasst also das beste. Ausruhen kann man sich in den Mittagsstunden, wenn die Sonne erbarmungslos vom Himmel brennt und den eine Wanderung  oder Ausritt zum Saunaerlebnis macht. Früh morgens und nachmittags sind eher europäerfreundliche Tageszeiten für Pantanal Aktivitäten.

 



Auf der Pirsch in der Pousada Piuval

16.06.-22.06.2013

Die Pousada Piuval ist die erste der Transpantaneira Pousadas und  liegt bei Km 10 mitten in der riesigen Fazenda Ypiranga  einer Traditionsfamilie aus der Region. Seit 1989 fungiert sie auch als Hotel/Pousada und bietet Gästen aus aller Welt 20 komfortable Zimmer mit Klimaanlage, geräumigen Badezimmern,  TV und Getränkebar. Eduardo Campos ist einer der Repräsentanten der heutigen Generation und managt die Pousada. Er ist ein Mann mit Visionen und Geschäftssinn, was der Hotelführung zugute kommt. Wir fühlen uns sofort wohl in der schön gestalteten Anlage, wo Gebäude, Pool und Aussenbereiche dezent und geschmackvoll in die Farmlandschaft integriert sind. Es fehlt weder an Komfort noch an Gemütlichkeit. Küche und Service sind makellos und die Angebote der Exkursionen sehr vielfältig. Die Pousada liegt zwar nicht direkt an einem Fluss, hat aber den Vorteil einer üppigen Vegetation und einer reichen Fauna. Man muss gar nicht weit gehen und sieht schon Tuiuiús, Falken, Hyazintharas, agile Kapuzineraffen und mit viel Glück auch einen Ameisenbär. Vom Jaguar sahen wir nur die deutlichen Fussspuren. Für Birdwatcher ist die Anlage ein wahres Paradies. Zur  7000 ha grossen Farm gehören 300 Pferde und mehr als 3000 Rinder. Die Ausritte auf den Pantaneiro Pferden sind besonders schön. Die Tiere sind gut zu führen und sehr pflegeleicht. Auch als Nichtreiter kann man sich unbesorgt in den Sattel schwingen. Die Cavalos Pantaneiros sind geduldig und ertragen einiges…ich spreche aus Erfahrung :). Sie sind robust und resistent und die einzige Rasse, die den klimatischen Bedingungen des Pantanal gewachsen sind. Sie können problemlos im Wasser leben, was vor allem in der Regenzeit notwendig ist, wenn zwei Drittel der Region überschwemmt sind. Heimische kundige Führer der Pousada sind immer für jede Auskunft bereit und machen so manches Tier ausfindig, das man als Gringo gar nicht bemerkt hätte. Wir sind mit den Brüdern Benedito und Osvaldo unterwegs, die beide ausgezeichnete Spurensucher und Kenner der Flora und Fauna sind. Mit beiden einmal zu Fuss, zu Pferd oder per Boot lernen wir viel über die Eigenarten der  lokalen Vegetation und Tierwelt. Die beiden sind häufig mit Vogelforschern unterwegs und haben eine Engelsgeduld. Der ältere Osvaldo kann zahlreiche Vogelstimmen immitieren und so die Vögel anlocken. Benedito erklärt uns die Eigenarten der Baumflora auf der Fazenda. Es gibt mehrere "Capões", die dichter bewachsen und etwas höher gelegen sind. Hier sammeln sich die Tiere in der Regenzeit. "Dann wird  es hier ganz schön voll", meint Oswaldo. In diesen Waldabschnitten trifft man auf den "Feigenbaum der Holz tötet". Die Figueira do Mata Pau schlingt sich um nahestehende Bäume, bevorzugt die Acori Palme und entzieht solange die Nährstoffe, bis die Palme abstirbt. Der Feigenbaum hat dann schon genügend Stützäste ausgebildet, um sich selber zu stützen. Die Früchte der Acoripalmen sind die bevorzugten Nahrungsmittel der Aras, Affen und Coatis (kleinen Nasenbären). Bisher ist das Gleichgewicht noch nicht gestört, denn die Palme wächst genauso schnell wie sich der Feigenbaum ausbreitet. Die Natur regelt hier alles. Der Name Piuval leitet sich von den rosé blühenden Ipe-Bäumen ab, die auf dem Fazendagelände zahlreich zu finden sind, denn im Pantanal heissen die Ipe-Bäume "Piuva". Am  vorletzten Tag unseres Aufenthalts haben wir noch das Glück, eine ganze Famlie Kapuzineraffen zu sehen. Hier heissen sie Macaco Prego und gelten als die intelligenteste Affenart des Pantanal. Sie benutzen beispielsweise Steine, um die besonders harten Schalen von Nüssen und Früchten aufzuschlagen. Die Mutter trägt ihre Babies auf dem Rücken und verschlingt ihren Schwanz mit dem des Affenbabys. So ist das Kind selbst für Sprünge von Ast zu Ast gewappnet und fällt nicht herunter.

Die ganz grossen Säugetiere wie der Tapir oder Riesenameisenbär bleiben uns diesmal verwehrt.  Man kann es nicht oft genug erwähnen: das Pantanal ist kein zoologischer Garten, sondern ein sensibles Habitat für Tiere in der freien Wildnis. Die Jaguartour in Porto Jofre heben wir uns für ein anderes Mal auf, denn das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung und die Zeit sitzt uns auch im Nacken. Wer sich dafür interessiert, findet im weiteren einige Infos zu Jaguartrack-Touren mit Julinho Monteiro.

Die Zeit fliegt und wir auch bald, wir bleiben noch 2 Nächte in Cuiabá und fliegen dann mit einem Inlandflug der Airline AZUL nach Foz do Iguacu....

 

Auf den richtigen Tourguide kommt es an...

Auf die  Pousadas und Lodges, die  mittlerweile die Transpantaneira säumen, kommen zigmal so viele Tour-Guides. Manche arbeiten für Agenturen, die meisten aber selbständig. Es gibt Guides und Guides: auf die Qualität kommt es an, wie in jedem Bereich. Es empfiehlt sich, ortskundige Führer zu engagieren, die tatsächlich mit den lokalen Begebenheiten, der Flora und Fauna und den Pousadas vertraut sind.

Wer das Pantanal wirklich kennenlernen will, die Sensibilität dieses Ökosystems verstehen und mit einem erfahrenen Insider spannende und informative Touren machen möchte, dem empfehlen wir Pantanal- Trackers. Julinho ist ein echter Pantaneiro, der hier geboren und aufgewachsen ist. Seine Grosseltern waren Indios eines heimischen Stammes und er hat von ihnen viel Wissen mit auf den Weg bekommen. Er lebte auch einige Zeit im Ausland und spricht diverse Fremdsprachen. Ausser Portugiesisch, Spanisch und Englisch auch so für einen Basilianer exotische Idiome wie Schwedisch und Tschechisch. Sein Hauptanliegen ist der Respekt vor der Natur, Tieren und Pflanzen. Diesen Respekt möchte er auch seinen Kunden vermitteln. Deshalb nimmt er vor allem jene Touristen an, die mit seinen Vorstellungen eines natur- und tierfreundlichen Tourismus einhergehen. Er ist seit vielen Jahren auf Jaguar-Touren spezialisiert, bei denen er die majestätischen Grosskatzen mit einer indianischen Bambuspfeife anlockt. Wir erfahren, dass er ausserdem Hobbypilot ist und regelmässig die Cessna eines Bekannten fliegt. Auch wir hatten das Vergnügen, mit ihm zu fliegen und es war herrlich, das Pantanal aus Vogelperspektive zu sehen. Julinho ist ein verantwortungsvoller und sehr sicherer Pilot, was mir all meine anfänglichen Bedenken nahm. Man kann ihm voll vertrauen.

Er stimmt seine Touren individuell mit den Kunden ab und bespricht schon vorab per Email alles detailgenau. Er ist einer der Pioniere der Jaguartracks und spezialisiert auf Jaguarsafaris in Porto Jofre. Man findet ihn im Facebook unter Pantanal Trackers oder über seine Webseite.