Cataratas do Iguaçu - Wasserfälle wir kommen!

Im Land der "grossen Wasser"

24.06.-04.07.2013

Vor der Abreise verbrachten wir noch 2 Nächte im neuen Hotel Tainá genau gegenüber des Flughafens in Cuiabá. Das Hotel ist gut ausgestattet und gerade mal ein halbes Jahr alt. Eigentlich wollte ich noch den letzten Tag zum Schreiben nutzen, aber wie es der Teufel gesehen hat, hab ich mir wohl irgendein Virus eingefangen. Heisst: Kreislaufprobleme mit kaltem Schweiss, Brechreiz, Durchfall und alles, was dazu gehört. Das hat mir gerade noch gefehlt! Vielleicht will mein Körper nicht weg aus dem Pantanal, jetzt wo ich mich gerade an die Hitze gewöhnt hatte. Zum Glück stabilisiert sich mein Zustand am Tag des Abflugs und wir können doch los. Die Auswahl der brasilianischen Airline AZUL, die mit TRIP zusammengeschlossen ist, erweist sich als hervorragende Wahl. Der Check-In Service klappt flott und ohne Verzögerung. Das Flugzeug ist fast neu mit bequemen Kunstledersitzen und ausreichend Beinfreiheit. Die Bordcrew ist ausgesprochen hilfsbereit und zuvorkommend.  Kein Vergleich mit  GOL, der Konkurrenzairline, mit der wir von São Paulo nach Cuiabá flogen. Wir starten und landen sogar früher als erwartet und das Gepäck kommt auch schnell auf dem Laufband an. Der Direktflug dauert nur 1 Stunde und 45 Minuten und schliesst sogar noch einen Snack und Getränke ein. Auch das war bei GOL Fehlanzeige. Da gab es nur das Wasser kostenlos. Also diesmal kein Grund zur Klage.

 

Kurz vor der Landung fängt das Flugzeug etwas an zu wackeln und wir werden schon vom Kapitän darauf vorbereitet, dass das Wetter in Foz do Iguaçu regnerisch und kühl ist. Als wir auf die Gangway steigen, holt uns ein junger Mann des AZUL-Teams mit Regenschirmen ab. Sehr aufmerksamer Service.

Auch das ist Brasilien: da fliegt man knapp zwei Stunden und befindet sich in einer komplett anderen Klimazone. Von 35 Grad werden wir nun auf 18 Grad heruntergekühlt. Leider regnet es dazu in Strömen und wie wir von unserem bereitstehenden Fahrer Izquiel hören, tut es das schon seit 2 Wochen. Ganz Paraná, der hiesige Bundesstaat, steht unter Wasser. Man könnte meinen, wir sind in Deutschland gelandet. Da haben wir ja auch schlimme Hochwasser zurückgelassen. Also sieht es zunächst mal schlecht aus mit Bildern von den grössten Wasserfällen der Welt. Petrus, hab doch Erbarmen mit der Fotografenseele!

Also gut, fahren wir zunächst ins Hotel. Wir steigen im Hotel Tarobá ab. Dort waren wir schon einmal vor vielen Jahren und es hat uns sehr gut gefallen. Besonders Dona Emilia, die Besitzern aus Portugal, ist sehr herzlich und hilfsbereit. Jetzt treffen wir das Hotel in ganz neuem Gewand an. Es wurde praktisch verdoppelt und komplett renoviert. Mauro, Dona Emilias Sohn, ist jetzt der Chef. An der Sympathie hat sich nichts geändert. Der Empfang ist professionell und sehr freundlich. Das Hotel bietet modernes Design, Komfort und Sicherheit und ist dementsprechend gut besucht. Wir treffen  auch wieder auf unsere AZUL Bordcrew, die regelmässig hier übernachtet. Wir haben ein schönes Zimmer mit bequemen Betten und Internet. Was will der Mensch mehr?!


Grosses Finale der Iporã-Show in der Churrascaria Rafain - (c) Lou Avers
Grosses Finale der Iporã-Show in der Churrascaria Rafain - (c) Lou Avers

Showprogramm der Churrascaria Rafain...

Noch am Abend haben wir unseren ersten Programmpunkt in der bekannten Churrascaria Rafain, einem touristischen Highlight von Foz do Iguaçu. Churrascarias sind Grillrestaurants mit den typischen riesigen Fleischspiessen, die am offenen Grill gegart werden. Dort gibt es ein Spezialitätenbuffet sowie 15 verschiedene Sorten Fleisch bis zum Abwinken. Als Abendprogramm sind zwei bunte und tolle Tanz- und Musikshows zu sehen. Die Lateinamerika-Show mit Darstellungen zu der Kultur diverser südamerikanischer Länder und  die Iporã-Show, die zusätzlich die indianische Legende um die Entstehung der Cataratas de Iguaçu (Wasserfälle von Iguassu) künstlerisch aufarbeitet. Iguassu heisst in Sprache der heimischen Indios "Das grosse Wasser". Die Legende erzählt die tragische Liebesgeschichte des jungen Indianerkriegers Tarobá vom Stamm der Caiangues, die an den Ufern des Rio Iguaçu lebten: Die schöne Häuptlingstocher  Taipa war von so vollendeter Schönheit, dass die dem von den Caiangues verehrten Schlangengott M´Boy als Opfergeschenk dargebracht werden sollte. In der Opfernacht gelang es dem leidenschaftlich verliebten Tarobá, Taipa mit einem Kanu zu entführen. Darauf wurde M´Boy so furios, dass er mit seinem Schlangenkörper die Erde zu einem riesigen Canyon aufschlitzte und den Rio Iguaçu zu einem tosenden Wasserfall anhob. Das Kanu der beiden Flüchtenden stürzte in die Tiefe und war für immer verschwunden. Taipa´s Seele soll sich in einen Felsen unter dem tosenden Wasser verwandelt haben und Tarobá in eine Palme, die am Abgrund über der Garganta del Diabo (Teufelsschlund) steht. Darunter, so erzählt die Indianerlegende, gibt es eine Höhle, in der M´Boy noch immer über die beiden Abtrünnigen wacht. Tragisch schön, oder?!

 

Im Hotel gibt es praktischerweise für die Gäste eine sehr effektive Tourismusagentur.  Combo Iguassu organsiert alle Ausflüge zu den touristischen Attraktionen in und um Foz do Iguaçu und bietet diverse Pakete an, darunter natürlich auch den Nationalpark Iguaçu mit den Wasserfällen auf brasilianischer wie auf argentinischer Seite.

Die Wasserfälle werden wir leider erst in zwei Tagen zu sehen bekommen, denn es regnet und regnet. Doch die Rafain-Shows geniessen wir schon heute in vollen Zügen. Die Künstler sind alle erstklassige Musiker, Tänzer und Sänger und der Gast erlebt ein buntes Potburri von brasilianischen Samba-Rhythmen bis zum Tango Argentino, Folklore aus Paragay und Peru, Andenklänge, Salsa bis zu einem  finalen Querschnitt brasilianischer Tänze und Musik. Die Bühnengestaltung und Choreographie der Iporã- Show ist besonders sehenswert und macht alleine schon einen Besuch in der Churrascaria Rafain zum Erlebnis. Der grosse Speisesaal fasst 1.300 Sitzplätze und die sind auch meistens belegt. Auch sonst bietet Iguaçu einiges für Nachtschwärmer vom Casino bis zu zahlreichen Restaurants.

 

 


Itaipu-Staudamm bei Nacht - (c) Lou Avers
Itaipu-Staudamm bei Nacht - (c) Lou Avers

Besuch des Itaipú-Staudamms mit rekordverdächtigen Wasserständen...

Den nächsten Regentag widmen wir dem grössten Wasserkraftwerk der Welt, auf die Energieproduktion bezogen. Der Staudamm von Itaipu ist ein gigantisches Ingenieurmeisterwerk in binationaler Kooperation zwischen Brasilien und Paragay. Der Bau startete 1975 und knapp zehn Jahre später begann der Damm erstmals mit der Energieproduktion. Itaipú ist heute eine der touristischen Attraktionen von Foz do Iguaçu und kann besichtigt werden. Es gibt eine Panoramatour zu den externen Aussichtspunkten, eine Nachttour zur Dammbeleuchtung und eine Spezialtour zum Innern des Wasserkraftwerks. Dabei bekommt man auch einen Einblick in das technische Herz der Anlage wie die Kontrollräume und die ein Kilometer lange Turbinengalerie. Jede der insgesamt 20 Turbinen produziert 700 Megawatt/Std., genügend Strom, um eine Stadt mit 2,5 Millionen Einwohnern zu versorgen. Unvorstellbar. Als wir Itaipú besuchen, werden wir Zeugen eines rekordverdächtigen Wasserablasses der Schleusen. Aufgrund des anhaltenden Regens ist der Rio Paraná auf Höchststandniveau. Es ist dennoch kein Rekord, weil nur zwei Schleusen geöffnet sind, aber wenn man so nahe an diesen ohrenbetäubenden Wassermassen steht, wird einem ganz schön mulmig zumute. Es sieht aus wie ein Szenario aus Apocalypse Now. Unvorstellbare 18.600 m³ Wasser pro Sekunde strömen an diesem Tag aus den beiden Schleusen. Das ist das Restwasser, das nicht zur Energieproduktion benötigt wird. Wie mögen dann nur die Waserfälle aussehen? Wir können es kaum erwarten.

 

Immer wieder ergreifender Anblick der Cataratas...

Erst am dritten Tag unserer Anreise können wir endlich einen Blick auf die "grossen Wasser" werfen. Wie beim ersten Mal vor zehn Jahren staunen wir  mit offenem Mund über dieses Naturwunder. Wir begeben uns wie alle Touristen auf den Fusspfad "Trilha do Parque" am Rand der Wasserfälle. Dieser beginnt am Luxushotel Cataratas und zieht sich über 1.200 Meter auf der brasilianischen Seite des Nationalparks Iguaçu  an den Wasserfällen entlang. Die Wasserfälle von Iguaçu sind die grössten Wasserfälle der Welt und gehören seit 1986 zum UNESCO Weltnaturerbe. Sie bilden sich aus 255 größeren und 20 kleineren Kaskaden, die zwischen 64 bis 82 Meter hoch sind und sich über  einen  2,7 Kilometer langen Canyon auf brasilianischem und argentinischem Territorium ausbreiten. Beide Seiten sind entsprechend in die Nationalparks Iguazu (spanisch) und Iguaçu  (portugiesisch) integriert. Der viele Regen hat den Fluss anschwellen lassen und die ansonsten blau und weiss schimmernden Wasser braun gefärbt. Einige der Aussichtsstege mussten geschlossen werden, da sie teilweise überflutet werden. Schade, dass wir das ganze nicht bei strahlendem Sonnenschein einfangen können. Doch wir sind uns bewusst, dass wir Zeugen eines einmaligen Spektakels mit aussergewöhnlichen Wasserständen werden. 

Der erste weiße Mann, der dieses Naturschauspiel zu sehen bekam war der Spanier Cabeza de Vaca im 15. Jh. Ihm ist auf der argentinischen Seite einer der Fälle gewidmet ist. Der Initiator des Nationalparks war der Flugpionier Santos Dumont. In einem Brief an den Freund und Gouverneur von Paraná Frederico Engel schrieb er im April 1916 : "Ich kann Dir versichern, Frederico Engel, dass diese Schönheit rund um die Wasserfälle nicht in privater Hand verbleiben darf". Ihm zu Ehren steht ein brozenes Abbild am Porto Canoas Platz wo der Rio Iguaçu seine erste Stufe hinabfällt. Dort im Restaurante Poto Canoas lassen wir uns das vielfältige und ausgezeichnete Buffet schmecken. Das Restaurant befindet sich direkt an der ersten Fallstufe und bietet einen fantastischen Ausblick auf dieses Naturphänomen.

 

Und die Manifestationen im ganzen Land gehen weiter...

Als wir am Abend in den Nachrichten die Wettervorhersage aufmerksam verfolgen, kommen neue Berichte von Demonstrationen und Manifestationen. Jemand erzählt uns, die brasilianische Regierung plane eine Gesetzesänderung, die festlegt, dass Demonstranten, die während der WM auf die Strasse gingen, als Terroristen eingestuft und verurteilt werden sollen. Ob das den Ärger der Massen befrieden wird? Ich habe meine Zweifel, es sieht im Moment aus, als ob sich das brasilianische Volk nicht mehr manipulieren lassen will. Die Demos gehen weiter und wir sind gespannt, was passiert.

 

 

30.06.2013 Finale des Konföderierten Cup

Brasilien gewinnt den Confed Cup gegen Spanien mit einem glorreichen 3:0. Das Spiel war auch so etwas wie ein Testlauf für die WM 2014. Noch vor dem Spiel im neuen Maracanã Stadion in Rio de Janeiro vor 70.000 Fans gab es wieder Konflikte zwischen Manifestanten und den Spezialeinheiten der Polizei. Der ehemalige Fussballprofi und Nationalspieler Ronaldo kommentierte im Globo TV, das brasilianische Volk sei aufgewacht und wolle ein besseres Land und die Nationalelf sei auch aufgewacht und werde alles mobilisieren, um die WM zu gewinnen. Die Feiernden mischen sich heute mit den Protestanten. Staatspräsidentin Dilma Rousseff blieb dem Endspiel nach vorhergehenden Pfeiffkonzerten bei einer FIFA Pressekonferenz demonstrativ fern.

 

 


Weitere Attraktionen in und um den Nationalpark...

Nach einem weiteren Tag im Nationalpark Iguaçu statten wir dem Parque das Aves einen Besuch ab. Der Vogelpark ist eine Privateinrichtung und ein Refugium, Reproduktions- und Auzuchtsstation für verletzte und beschlagnahmte Vögel. Ein Besuch des Parque das Aves ist ein farbenfrohes und exotisch buntes Sinnerlebnis. Von den mehr als 37 existenten Tukanarten gibt es allein im Park eine grosse Auswahl zu sehen wie den Toco toucan mit seinem orangefarbenen Schnabel und dem detailgenau gefärbten Gefieder mit weissem Hals und blauen Augen, die ebenso orange umrandet sind. Es gibt auch welche mit grünen und  blaugrünen Schnäbeln. Sie fliegen in einem Freigehege umher, machen viel Krach und sind sehr kurios. Selten kommt man einem Tukan so nahe. Sie scheinen die Bewunderung der Besucher direkt zu geniessen und posieren in allen Richtungen. Wenn es ihnen zu dumm wird, fliegen sie schnell auf den nächsten Ast. Rote, blaue, gelbrüne Aras, Hyazintharas, Papagaien, allerlei Sittiche, pinkfarbene Flamingos und Ibisse zeigen die unglaubliche Vielfalt der brasilianischen Vogelfauna. Dieses Land ist bunt wie seine Vögel. Für mich repräsentieren die kräftigen Farben der Aras und Tukane am besten die Exotik Brasiliens. Das Auge bekommt kaum genug. Im Park leben auch einige Reptilien wie Kaimane und Schlangen. Aber die Stars sind die gefiederten Bewohner und sie machen den Besuch des Parque das Aves zu einem wirklichen Erlebnis.

 

 

Endlich Sonne...

Petrus hat schliesslich doch Erbarmen mit uns und schenkt uns die letzten beiden Tage strahlenden Sonnenschein. Der Fluss ist zwar immer noch braun gefärbt und es wird noch einige Zeit dauern, bis sich die Wasser wieder aufklaren, aber zumindest scheint die Sonne vom blauen Himmel. Wir fahren die 40 Kilometer hinüber nach Argentinien zum dortigen Teil des Parque Nacional de Iguazu. Es gibt einen Stempel in den Pass für die Ein- und Ausreise und rein theoretisch hätte ich jetzt als Europäerin wieder 3 Monate Aufenthaltserlaubnis in Braslien. Die meisten Wasserälle liegen auf argentischem Boden, das schönste Panorama bietet die brasilianische Seite. Auf argentinischer Seite kommt man den Fällen näher. Es gibt mehrere Rundwege, den oberen und unteren sowie einen, der ganz nah an den Teufelsschlund Garganta del Diablo herankommt. Dieser ist aber zum Zeipunkt unseres Besuchs geschlossen, weil einige der Wegabschnitte weggespült wurden. Die bessere Infrastruktur hat der Parque Nacional do Iguaçu auf brasilianischer Seite. Obwohl sich die beiden Länder dieses Naturwunder teilen, gibt es auch hier kleine Sticheleien und Rivalitäten. Brasilien und Argentinien - das ist traditionell eine explosive Mischung. Der Natur ist dies schnuppe und die Wasserfälle breiten ihre schönen weissen Schleier auf beiden Seiten zur Bewunderung aus.

 

Action mit Adrenalinfaktor...

Eine adrenalinstarke und ziemlich feuchte Erfahrung, den Wasserfällen ganz nahe zu kommen, bietet der brasilianische Anbieter Macuco Safari. In einem 24-sitzigen motorstarken Hartgummiboot erleben wir eine aufregende Fahrt über den Rio Iguaçu bis zur Basis der Fälle. Der Blick vom Fluss aus macht das wahrlich gigantische Ausmass der Cataratas deutlich. Die Wasserfälle führen zigmal so viel Wasser wie in trockenen Zeiten. Für diesen Ausflug lässt man seine Kameras und nicht wasserfesten Dinge am besten in einem Schliessfach von Macuco Safari, denn die meisten Passagiere kommen zwar happy aber klitschnass zurück. Macuco Safari bietet auch Touren durch den Regenwald, zu Fuss oder mit einem Elektrofahrzeug. Abseilen kann sich wer will an der Canyoning-Station, Steilwandklettern oder ein halbstündiges Abenteuer im Kletterwald- Parcours gehören auch zum Angebot. Einen Blick aus der Vogelperspektive ermöglicht der Anbieter Helisul. Mit einem Helikopter für 7 Personen rotieren wir über die Nebelschwaden der tobenden Kaskaden. Wir schweben durch einen Regenbogen und staunen über die Dimension dieser Wasserfallschlucht. Ein ergreifendes Erlebnis, wenn auch nicht ganz billige Investition. Einer ganzen Menge an Touristen sind 235 Real (ca. 100 Euro) für 10 Flugminten aber bei diesem Blick nicht zu viel.

Die letzten beiden Tage sind viel zu kurz, unsere Abreise steht bevor, jetzt wo die Sonne doch noch Gnade zeigt. Aber es warten noch andere Ziele in Brasilien und unser Flug nach Porto Alegre ist gebucht. Also tschau Cataratas! Das war bestimmt nicht das letzte Mal.