Bem Vindo Tchê! - Im Land der Gaúchos...

Skyline von Porto Alegre vom Guaíba See aus gesehen - (c) Lou Avers
Skyline von Porto Alegre vom Guaíba See aus gesehen - (c) Lou Avers

Eindrücke aus Porto Alegre, der Hauptstadt von Rio Grande do Sul

04.07.-05.08.2013

 

12.07.2013

Am 04.07. landeten wir auf dem Flughafen Filho Salgado in der Hauptsadt von Rio Grande do Sul, Porto Alegre. Der Flug dauerte gerade einmal eine Stunde von Foz do Iguaçu und einmal mehr ein grosses Lob für die Fluggesellschaft AZUL. Vom Check-In, Flugzeug, Service bis zur Gepäckausgabe alles bestens. Am Flughafen erwarten uns Aline und ein Fahrer von Fellini Turismo mit meinem Namen auf einem Schild. Sehr nette Geste und wir sehen schon, dass wir hier eine gute Organisation erwarten dürfen. Das Wetter geht auch in Ordnung. Für einen Wintertag in Rio Grande do Sul sind dies heute geradezu sommerliche Temperaturen, 24 Grad und leicht bewölkt. Besser geht es kaum.

Fellini Turismo ist eine der grössten Event- und Tourismusagenturen in Rio Grande do Sul. Sie ist spezialisiert auf medzinische Kongresse und Incentivereisen. Vor 21 Jahren gegründet von Dona Lourdes Fellini, die bis heute, bereits im Rentenalter, das Zepter schwingt und die Geschäfte führt. Seit neuestem bietet die Agentur auch internationale Reiserouten und -pakete an. Wir planen bereits eine Tour in die Weinregion Bento Goncalves, wo sich die Traditionen der italienischen Einwanderer über Generationen vererbt haben. Zunächst aber führt der Weg ins Hotel. Wegen der Manifestationen in der Innenstadt entschieden wir uns für ein Hotel in dem etwas ausserhalb gelegenen Stadtviertel Moinhos de Vento. Moinhos de Vento gehört zu den nobelsten Stadtteilen Porto Alegres. Das Hotel liegt direkt am grünen Stadtpark Parcão. Die Vorfreude wird allerdings schnell getrübt und wir erhalten einen gewaltigen Dämpfer. Vorher aber treffen wir noch auf Mariana Milani von der Tourismusregion Rio Grande do Sul, die uns im Hotel begrüßt und die Programmpunkte der kommenden Tage vorschlägt.

 

Ein Hotelflop mit Folgen...

Das Quality Hotel, das eigentlich als 4-Sterne-Hotel gilt, erweist sich als absoluter Flop. Die Zimmer sind zwar geräumig wie im Internetportal beschrieben und die Lage ist auch nicht schlecht, doch: ich könnte jetzt eine Liste mit Mängeln schreiben von überschwemmtem Badezimmer nach dem Duschen bis schlechtem Service und Qualität beim Frühstüksbüffet bis zu nicht funktionierendem Fernseher, etc. Aber das schlimmste an allem war der Schimmelbefall in den Zimmern und die mangelhafte Reinigung. Die Verdunklungsvorhänge waren komplett mit schwarzem Schimmelpilz überzogen, der Fussboden augenscheinlich seit Wochen nicht mehr nass gereinigt. Die Klimanalage trug auch nicht zur besseren Raumluft bei, im Gegenteil - Modergeruch und wer-weiss- was- sonst- noch- alles machte uns das Atmen zur Hölle. Dreimal mussten wir die Zimmer wechseln bis es uns zu dumm wurde und wir früher als geplant "flüchteten". Jetzt, noch eine Woche später habe ich eine starke Bronchitis und Probleme beim Atmen. Ich musste seit langer Zeit das erste Mal mein Asthmaspray aus dem Koffer kramen und ein Medikament einnehmen, um normal atmen zu können. Auf der Rechnung stand dafür noch der Minibarkonsum unseres Vormieters! Fazit: der Schein trügt und zwar gewaltig, also lieber hinter die Vorhänge schauen...

 

Wir flüchteten ins Hotel Plaza Sao Rafael und sind heilfroh, dass wir nun hier sind. Der Unterschied könnte kaum grösser sein. Obwohl die Lage im Stadtzentrum nicht so toll ist, ist das Hotel selbst die reinste Oase, vor allem im Gegensatz zum Quality. Für Kongresse ausgelegt, bietet das Plaza Sao Rafael einen professionellen Service und ausgezeichnete Organisation. Unser Zimmer ist diesmal hell, freundlich und sehr sauber. Wir bekommen sogar noch einen Safe nachträglich zur Verfügung gestellt und werden nach dem Auspacken mit einem bunten Früchteteller begrüßt. Es gibt nichst zu Meckern! Meine Bronchien brauchen zwar noch, um sich zu erholen, aber das liegt eher an der Luftverschmutzung der Stadt als am Hotelzimmer. Da wir den ganzen Tag zu Fuss in der Stadt zum Fotografieren unterwegs sind, atmen wir schon einiges an Abgasen ein. 

 

Die geliebte Hauptstadt der Gaúchos...

Porto Alegre ist die knapp 1,5 Millionen Einwohner zählende Hauptstadt (Grossraum fast vier Millionen) des südlichsten Bundesstaates Rio Grande do Sul und liegt am Binnensee Lago Guaíba. Von den Einheimischen auch gerne als Rio Guaíba bezeichnet, handelt es sich doch um einen See, der von vier Flüssen gepeist wird: den Rios Caí, Gravataí, Jacuí und Rio dos Sinos.

Die Hauptstädte Uruguais (Montevideo) und Argentiniens (Buenos Aires) sind nur 890 km, bzw.1.100 km von der Stadt entfernt. Nach Rio de Janeiro, Sao Paulo oder Brasilia sind es dagegen respektative 1500 km, 1.100 km und 2.200 km. Laut UNO bietet Porto Alegre im Vergleich aller lateinamerikanschen Grosstädte die beste Lebensqualität.  Porto Alegre ist auch Austragungsort von 5 Spielen der WM 2014™.  Ein Hauptmotiv unserer Reportage. Zudem ist der Süden Brasiliens eine Region, die in Europa nicht so bekannt ist. Doch gerade hier gibt es viele Städte und Dörfer, die von deutschen, italienischen und polnischen Einwanderern gegründet wurden. Diese kamen mehrheitlich im 19. Jahrhundert mit Dampfern aus Europa an. Porto Alegre (wörtlich Fröhlicher Hafen) selbst wurde  im Jahr 1772 von  60 Einwandererfamilien von den portugiesischen  Azoren gegründet.

 

Lokalstolz, Matetee und  Fleisch, Fleisch, Fleisch...

Die Gaúchos sind sehr stolze Zeitgenossen, lokalpatriotisch und ihrer Region tief verbunden. Dies äußert sich auch in der Sprachweise. Die Einwohner Rio Grande do Suls rollen das "Rrrr" und sprechen  ein viel klareres und deutlicheres Portugiesisch. Es ist etwas härter und nicht so melodisch wie beispielsweise in Rio de Janeiro. Der Gaúcho ist ein Macho "mit dem Messer im Stiefel".  Die Bezeichnung Gaúcho wurde für die Einwohner des Staates Rio Grande do Sul adoptiert, obgleich die eigentlichen Gaúchos Viehtreiber und Fazendeiros in der Pampa waren (und sind). Einen echten Gaúcho erkennt man an Pluderhosen (Bombacha) mit breitem Ledergürtel, die in Lederstiefeln stecken, Cowboyhut und Halstuch. Die Gaúchos tragen immer und überall einen Chimarrão mit sich. Den bitter-würzigen Matetee schlürfen sie im Gehen und Stehen aus Filterstäben (Bomba) in einer Art Kürbisgefäss (Cuia). Die Cuia wird aus dem eieruhrförmigen bauchigen Porongo-Kürbis hergestelllt. Der Matetee selbst stammt aus den Blättern des Matestrauchs. Der Tee wird in und rund um den Rand der Cuia gestreut, bis dieser die  Hälfte der Gefässöffnung abgedeckt. Die Bomba steckt am Rand der verbleibenden Öffnung. Wie der grüne Teestaub so liegen bleibt, ist mir bis heute ein Rätsel. Bei mir klappt das jedenfalls nicht. Es wird ständig heisses Wasser nachgeschüttet und dafür muss man immer eine Thermoskanne dabeihaben. Dazu behilft sich der/die Gaúcho(a) mit einem speziellen Lederköcher für den kompletten Chirmarrao-Kit.Oder man trägt die Thermoskanne einfach unter dem Arm mit. Eine Tradition, die man auch in Uruguai und Argentinien zelebriert. Ursprünglich kommt diese Tradition auch von den spanischen Cowboys. Denn vor der Änderung des Tratado de Tordesillas 1494 gehörte die westliche Region des heutigen Rio Grande do Sul zu Spanien. Erst später erhielt Portugal auch dieses Territorium.

Die brasilianischen Landsleute sticheln gerne, die Gaúchos (Betonung auf dem "u") seien etwas hochnäsig und hielten sich für besonders. Das behauptet man hier wiederum auch von den Einwohnern São Paulos. Ja, wo Menschen zusammenleben...Tatsache ist, (fast) alle Gaúchos lieben Churrasco-Fleisch ebenso wie den Chimarrão. Heisst aussen knusprik innen zart gebratenes Grillfleisch an Spiessen -  und am liebsten viel. In den hiesigen Churrascarias wird man schwindelig von der Auswahl und Menge an Fleisch. Dazu gibt es meistens Buffets mit allerlei Zutaten. Also kommt man auch (sofern notwendig) als Vegetarier(In) durch den Alltag.

 

Unterwegs im Stadtzentrum...

Einen guten ersten Überblick über die Sehenswürdigkeiten der Stadt bietet die touristische Buslinie Linha Turismo. In einem offenen Doppeldeckerbus geht es für 18 bzw. am Wochenende 20  Real (ca. 7-8 Euro) durch die Strassen Porto Alegres während Reiseführer über die wichtigsten Monumente und Attraktionen informieren. So kommt man beispielsweise an der Kathedrale, den Regierungsgebäuden, der Ufermeile vorbei. Ein Haltepunkt ist das Kulturzentrum Iberê Camargo, ein Werk des portugiesischen Stararchitekten Siza Vieira. Hier kann man die Werke des heimischen Malers Iberê Camargo und anderer zeitgenössischer Künstler bewundern. Das lichtdurchflutete weisse Gebäude im typischen schlicht-eleganten Stil Siza Vieiras blitzt schon von weitem in der Sonne am Ufer des Guiaíba-Sees.

Danach streifen wir zu Fuss durch die Altstadt, die noch eine Reihe historischer Gebäude birgt. Ein Auge auf seine Taschen muss man dabei immer haben, tagsüber nicht so sehr, aber nachts dafür umso mehr. Das Gewimmel und Hin- und Her der vielen Menschenmassen ist zunächst gewöhnungsbedürftig. Auch sahen die Gebäude und Gehwege der Stadt schon bessere Zeiten. Es müsste einiges investiert werden. So mein erster Eindruck. Ein traditionelles Kulturgut und Herzstück der Unterstadt ist der Mercado Público aus dem Jahr 1869, der Wochenmarkt. Es ist das älteste Gebäude der Stadt. Dort trifft man ausser Obst, Gemüse, Bacalhau und Olivenöl aus Portugal auch auf allerlei typische Dinge wie Chimarrão-Zubehör, Lederartikel und Matetee in allen Geschmacksrichtungen. Nur wenige Stunden nach unseren Fotos in der historischen Markthalle erfahren wir, dass ein kurz darauf ausgebrochenes Feuer das  gesamte obere Stockwerk der Restaurantbereiche zerstört hat. Wir haben also die letzten Aufnahmen des noch intakten Mercado Público geschossen. Verrückt. Gegenüber dem Mercado liegt das Jugendstilgebäude des sehr beliebten Restaurants Chalé da Praca XV. Das Chalet kam Anfang des 20. Jahrhunderts vormontiert aus Bayern nach Porto Alegre und ist heute ein Kulttreff für Einwohner und Touristen. Wir speisen à lá Carte Picanha (Rinderfilet) und Hähnchen in Roquefortsoße. Dazu gibt es ein Chopp, ein frisch gezapftes Bier von der Traditionsbrauerei Eisenbahn aus Blumenau. Köstlich!

 

Als wir wieder auf den Marktplatz treten, beginnt gerade das Strassentheater der Gruppe "Oigalê ". Oigalé ist eine Kooperation aus Theaterkünstlern, die sich 1999 formierte, "um dem Strassenpublikum die Volkskultur näherzubringen". Heute spielen sie ein Stück namens "O Negrinho do Pastoreiro", das einer Geschichte von João Simões Lopes Neto nachempfunden ist. Es handelt von einem schwarzen Sklaven, der ein Pferderennen für seinen Patrão, einen reichen Fazendeiro, verliert. Zur Strafe wird er grausam gefoltert und in einen Ameisenhaufen geworfen wird. Er wird durch ein Wunder der Schutzpatronin der Armen, Nossa Senhora, gerettet. Das Stück ist sehr gut interpretiert und es ist interessant zu beobachten, wie die Zuschauer, meist ärmere Schichten der Gesellschaft, die Handlung verfolgen.Viele davon sind selbst Nachkommen der von den portugiesischen Kolonialherren eingeführten Sklaven. Das ist demokratische Kunst, kostenlos für alle zugänglich. Die Gruppe ist wirklich grossartig und die Stücke sehr lehrreich.

 

Am Abend erleben wir einen weiteren Kunstgenuss. Die Zirkus-Theatergruppe Tholl aus Pelotas im Landesinnern von Rio Grande do Sul präsentiert ihre Show "Tholl, Imagem e Sonho" (Bild und Traum) im  historischen Teatro São Pedro, das 1858 erstmals die Tore öffnete. Das Traditionstheater ist brechend voll und die Show ist bunt, rhythmisch, energiegeladen und temeramentvoll. Die Künstler mischen Zirkusakrobatik mit Ballettanz, Comedy und Theaterinszenierung. Körperbeherrschung, Mimik, Tanz, Schauspiel, Komik - alles ist vertreten. Das ganze wird mit effektvollen Lichtspielen und glamourösen Kostümen bereichert. Kostüme und Bühnenchoreographie wechseln ständig von theatralischen, akrobatischen über komische Szenen. Die Show ist wirklich mitreissend, das kann man sagen und das Publikum, vor allem die Kinder, sind begeistert. Am Ende gibt es Standing Ovations. Wirklich erstklassig diese Truppe. Nach der Vorstellung posieren die Künstler mit den Gästen im Foyer für Handybilder. Die Gruppe ist im ganzen Land bekannt und auch regelmässig im Fernsehen zu sehen.

 

Apropós berühmt, hier die bekanntesten VIPS aus Rio Grande do Sul: die brasilianische Staatspräsidentin Dilma Rousseff wurde zwar nicht in  Porto Alegre geboren, lebte aber nach ihrer Inhaftierung wegen Widerstand gegen die Militärdiktatur lange Jahre in der Stadt. Bei den Einwohnern gilt sie deshalb als adoptierte Gaúcha. Ihre Arbeiterpartei PT ist in Porto Alegre traditionell stark vertreten. Der brasilianische Fussball- Nationaltrainer  Luiz Felipe Scolari stammt aus Passo Fundo im Landesinnern von Rio Grande do Sul und ist ein Abkömmling italienischer Einwanderer. Rousseff dagegen ist die Tochter eines bulgarischen Einwanderers. Das bekannte Topmodel Gisele Bündchen hat deutsche Vorfahren.

 

Die Theatergruppe Tholl aus Pelotas im Teatro Sao Pedro ist toll!  (c) Lou Avers
Die Theatergruppe Tholl aus Pelotas im Teatro Sao Pedro ist toll! (c) Lou Avers

 

Manifestationen auch hier in Porto Alegre...

Auch in Porto Alegre holen uns die Demonstrationen ein. Porto Alegre ist traditionell sehr politisch geprägt. Einige der bekanntesten Politiker der PT kamen und kommen aus der Gaúcho-Hauptstadt. Täglich gibt es im Moment Manifestationen in der Innenstadt und am 11.07. ist Generalstreik angesagt. Die Gewerkschaften haben zu zahlreichen Demonstrationen aufgerufen. Die Geschäfte und selbst unser Hotel verbarrikadieren die Eingänge gegen Steinwerfer und Hubschrauber patroullieren den ganzen Tag. Man kommt sich fast vor wir auf einem Kriegsschauplatz. Mehrere Einwohner raten uns, nicht ins Zentrum zu gehen, da immer wieder Randalierer unterwegs seien, die es nur auf Provokation und Vandalismus abgesehen hätten. Also bleiben wir brav in unserem Hotel bis auf einen kleinen Kontrollcheck einige Ecken weiter. Aber die Befürchtung des grossen Chaos scheint unbegründet. Im ganzen Land liefen die Manfiestationen von heute bisher friedlich ab. 

 

 


Stichwort WM 2014 - ein Blick in das neue Stadion Beira Rio

Beira Rio-WM Stadion im Bau Stand 10.07.13 - (c) Lou Avers
Beira Rio-WM Stadion im Bau Stand 10.07.13 - (c) Lou Avers

Einer unserer Programmpukte ist das WM-Stadion Beira Rio. Das alte Fussballstadion des Sport Clube Internacional dient als Basis für dieses neue Architekturprojekt. 71 Prozent der Bauphase sind bereits fertig und es sieht gut aus für die Zeitplanung. Das Stadion Beira Rio ist im Gegensatz zu vielen anderen WM Stadien eine Privatfinanzierung und wird dementsprechend flott vorangetrieben. 51.800 Sitzplätze sind vorgesehen mit mehr als 5.000 VIP Plätzen und 3.000 Parkplätzen. Die Investition von 330 Millionen brasilianischen Reais (cirka 130 Millionen Euro) lohnt sich für den Fussballclub Internacional Porto Alegre, da der Club vertraglich die Rechte über die Box Offices der Stadionumgebung behält.

Unsere Arbeit im Stadion wurde vom Presseteam des Turismussekretariats von Rio Grande do Sul begleitet und erschien gleich am Tag darauf im Onlineportal da Secretaria de Turismo de Rio Grande do o Sul, dazu hier der Link: "WM FIFA 2014 im Fokus deutscher Journalisten".

Das nennt man wechselseitige Berichterstattung :). Die Hoffnungen auf den europäischen Markt während der Copa (WM) sind immens, und die lokalen Tourismusexperten und Geschäftsleute hegen grosse Erwartungen auf ein neues Tourismussegment durch die WM. Denn bisher kommen nur knapp 3% ausländischer Touristen nach Porto Alegre. Die Stadt ist eher für Geschäfts- und Kongressreisen bekannt.

 

 

Was Porto Alegre sonst noch zu bieten hat...

Wer ein bisschen Sambafeeling schnuppern will, der ist in der angesagten Boteca Matita Perê

genau richtg. Jeden Abend  ab 21 Uhr gibt es dort Live Musik rund um den Samba.  "Das Gesicht einer Taverne, die Seele eines Restaurants"  ( cara de boteca, alma de restaurante) steht wörtlich übersetzt auf der Webseite. Die Bar ist an die kultigen Bohème-Clubs von Rio de Janeiros Künstlervierteln angelehnt und eine Homage an Antonio Carlos (alias Tom) Jobim, den grossen Komponisten aus Rio, bekannt u.a. für sein Stück "The Girl from Ipanema".  An der Wand hängen nostalgische Fotos von den grossen Sambistas Brasiliens. Es sieht aus wie in einer Taverne mit einer rustikalen Holztheke und bayrischen Bierkrügen. Matita Perê ist eigentlich der Name eines Vogels, um den sich viele Indiolegenden drehen und dessen Gesang Tom Jobim als Inspiration für eines seiner bekanntesten Musikstücke nutzte. "Das Restaurant Matita Perê will typisch brasilianische Elemente wie Musik, Gastronomie und Bohème kombinieren, das ganze mit einem Touch aus dem Gaúcholand", wie Filipe, der Eigentümer und Küchenchef mir erklärt. Mit seinem honigblonden Seemannsbart und Ghandibrille würde er auch glatt als deutscher Grüner durchgehen. Er hat italienische Vorfahren und ist in der Küche gross geworden. Schon als Kind hat er Mama beim Zubereiten der Speisen geholfen. Später arbeitete er als Küchenchef in London bei einem französischen Lehrer und hat auch seine eigenen kulinarischen Ideen umgesetzt. Seine Küchenkreationen sind ebenso überraschend wie er in diesem Sambaambiente. Aus den Zutaten des typisch brasilianischen Samstagsgerichts Feijoada (Bohneneintopf mit Grünkohl, Orangen und Farofa = geröstetem Mandiokmehl) machte er eine Art Feijoada-Happen. Alles was in eine Feijoada gehört, ist darin verarbeitet. Er nimmt zartes Schweinefleisch und gibt nach dem Braten eine Paste aus schwarzen Bohnen und geröstetes Mandiokmehl darüber. Dann wird das ganze in ein Kohlblatt gewickelt und gegart. Serviert auf einer feinen Orangensosse mit kleinen Orangenschalenwürfeln garniert, wird dies zu einem absolut exotisch-feinem und doch deftigem Genuss. Dieses Hausgericht,  genannt  "Cove Matita Pere" (Kohl nach Art des Hauses),  zergeht auf der Zunge wie Butter und ist mal was ganz anderes. Ebenso begeistert sind wir von den Schweinelendenfilets mit leicht gedünstetem Chinagemüse und einer dezenten Mandiokcreme, ohne grosses Schnickschnack, aber super lecker. Kompliment an Filipe und sein Team. Dazu gibt es naturtrübes eisgekühltes Bier mit einem würzigen Geschmack. Die Sambaband ist auch nicht von schlechten Eltern und obwohl drei der vier Musiker aussehen wie junge Schwarzwälder, trommeln, spielen und singen sie den Samba wie waschechte Cariocas (Einwohner von Rio). Ein wahrer Ohrenschmaus und der Laden ist dementsprechend voll. Mit dem Taxi geht es zurück ins Hotel. Mit unserem Fotomaterial wagen wir es doch nicht, so spät zu Fuss zu gehen. Zum Glück, denn der Taxifahrer zeigt uns einige Stellen, wo zwielichtige Gestalten unter Brücken oder dunklen Strassenabschnitten stehen und nur auf so naive Touristen warten, die sich allein und zu Fuss hierher wagen. Man wird doch immer wieder mit der brasilianischen Realität konfrontiert, auch wenn solche Abende wie in der Sambabar oder einem schicken Shoppingcenter einen fast vergessen lassen, dass da draussen noch immer grosse soziale Unterschiede und viel Armut herrschen. Ich habe den Eindruck, dass die meisten Leute aus Mittel- und Oberschicht genau dies versuchen, die "arme" Realität auszublenden. Sie leben in einer Art Blase und malen sich das Leben schön bunt wie die stets perfekt manikürten Fingernägel der Senhoras. Doch wird der Unmut über die "Diktatur der Gewaltkriminalität" stärker und die Demonstrationen sind auch ein Beweis dafür. Viele machen den steigenden Drogenkonsum und die organisierten Drogenmafias für die Zustände verantwortlich. Porto Alegre ist sicherlich in Sachen Krimininalität nicht mit Rio de Janeiro oder Sao Paulo zu vergleichen, dennoch wagen sich die meisten Menschen  auch hier nachts nicht alleine aus dem Haus.

 

 


Strassenkunst und Kultur vom feinsten...

Ein Muss für einen jeden Besucher in Porto Alegre ist der Besuch des Kulturzentrums Mario Quintana in der historischen Altstadt. Das altrosafarbene Gebäude ist schon von weitem erkennbar und entstammt der Feder des deutschen Architekten Theo Wiedersphan aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Es war einst das Hotel Majestic, das älteste Hotel der Stadt. Mario Quintana, Porto Alegres wichtigster Poet, Schriftsteller und Übesetzer lebte hier von 1968 bis zu seinem Tod in den 1980er Jahren. Er wurde bekannt als der Dichter "der einfachen Dinge". Heute ist es ein Kulturzentrum und trägt seinen Namen. Leider wird die schöne Fassade des Gebäudes zum Zeitpunkt unseres Besuches gerade restauriert und ist verdeckt. Dennoch kann man einige Ausstellungen besuchen. Ein ebenso sehenswertes Gebäude mit zeitgenössischen und temporären Ausstellungen ist das imposante Haus der ehemaligen Nationalbank und heutigem Santander Kulturzentrum. Bunte Deckenglasfenster, enorme Freitreppen, riesige Hallen mit Marmorsäulen und  -theken der einstigen Bankfiliale zeugen auch heute noch von Wohlstand und Reichtum. Dazwischen sind die Kunstwerke von diversen Malern und anderen Künstlern ausgestellt. Das Café ist in den ehemaligen Tresorraum integriert, wo noch die meterdicke original Panzertür zu sehen ist. Auch das im Haus untergebrachte Restaurant soll mit seinem modernen Design aus riesigen eisendekorierten runden Wandfenstern an den Tresor erinnern.

Ein anderes Markenzeichen der Gaúcho-Hauptstadt ist der Gasometro, ein ehemaliges Gaskraftwerk, das lange Zeit die Stadt mit Strom versorgte.Gebaut und betrieben wurde es 1928 von der Cia Energia Eletrica Riograndense und war damals vital für die Stadt. 1974 sollte das Kraftwerk demoliert werden, doch die Einwohner wehrten sich dagegen und wollten ihre Usina do Gasometro behalten. So blieb der Stadt dieses Wahrzeichen erhalten und reckt seinen 117 Meter hohen Kamin an den Ufern des Guaíba in den Himmel. Seit 1989 ist es ein Kulturzentrum und bietet Platz  für Kunstausstellungen und Veranstaltungen. Am Kai davor legen die Passagierschiffe für eine Rundfahrt auf dem Rio Guaíba ab. Zum Sonnenuntergang kommen Porto Alegrenser und Touristen ans Flussufer, um einen romantischen Schnappschuss für die Freunde zu schiessen.

 

13.07.2013

Der "Katzenmann" und andere Strassenkünstler...

Wenn  die Sonne scheint wird Porto Alegres Fussgängerzone, die Rua dos Andradas, populär Rua da Praia, zur Freiluftbühne für Musiker und Strassenkünstler. Einer, den fast jeder Einwohner von Porto Alegre kennt, ist der Komiker „O Homen do Gato“. Seit 20 Jahren unterhält er das Strassenpublikum mit seiner „Katze aus dem Sack-Show“ und zieht den Zuschauern mit geschickter Zunge aber sehr sympathisch das Geld aus der Tasche. Nur mit einer Wasserflasche, einer Mundpfeife und einem leeren Plastiksack bestückt, bringt er die Leute allein mit seiner Mimik und komischem Schauspieltalent zum Prusten. Mal läuft er hinter den Männern her, schmuggelt seine Hand in ihre und spielt Gay, mal bläht er die Backen auf und tut so, als würde er Wasser ausspucken. Die Vorbeigehenden reagieren überrascht, erschreckt oder werden auch mal handgreiflich. Ständig ist er im Dialog mit Passanten oder dem Publikum. Die Zuschauer lachen Tränen. Geschickt lässt er danach seinen Hut umhergehen und macht sich auch noch über die grossen oder kleinen Geldspenden lustig. Nichts ist vor ihm sicher. Mit der Pfeife imitiert er Katzenschreie und eigentlich besteht sein simples Theaterstück darin, dass er eine bissige Katze aus einem Sack prügelt. Tierschützer haben sich auch schon zu Wort gemeldet und sind nicht angetan von seiner Show. Doch er ist in seinem Ganzen so genial und spontan, dass man ihm kaum böse sein kann. Er gehört schon zum Inventar der Rua da Praia und ist einer der typischen Figuren der Strassenkultur in Porto Alegre. Ein echtes Original und immer wieder sehenswert. Jedes Mal, wenn wir ihn irgendwo sehen, bleiben wir stehen und lachen uns kaputt. Das ist doch die beste Kunst, jemanden zum Lachen zu bringen.

Ein paar Meter weiter machen wir eine Weile Halt bei der Bluegrass Band „Conjunto Bluegrass Porto Alegrense“.  Die vier Jungs spielen wie echte Südstaatenfiddler und reissen das Publikum auf andere Weise mit. Heine ist der Frontgeiger und ein Meenzer Kind. Seine Vorfahren stammen aus Mainz und er sieht ein bisschen aus wie der Stargeiger David Garret. Er spricht noch Deutsch und spielt für uns die Flohpolka auf seiner Geige. Nicht übel das Quartett. Wahre Talente kann man hier auf der Strasse antreffen. 

Eine andere Gruppe zieht unsere Aufmerksamkeit  vor dem Mercado Público auf sich. Ein kleiner Steppke von gerade mal 8 Jahren singt und spielt Gitarre (die fast grösser ist als er) wie ein Profi, begleitet von seinen Brüdern und Eltern. Im Gaúcho Outfit mit Hut, Bombacha (Pluderhosen) und Ledergürtel spielen und singen sie typische Volkslieder aus Rio Grande do Sul. Der Star  der Familie Ribas ist der kleine Pilico, der wie ein großer die Texte betont und mit seiner klaren festen Stimme die Melodie vorgibt. Er erinnert mich  fast an Michael Jackson als Kind, obwohl nun wirklich keinerlei  Ähnlichkeit zwischen dem Jungen oder der Musikrichtung besteht. Aber doch ist er der eigentliche Star der Formierung, der der Familie das Geld bringt. Und er scheint so richtig Spaß dabei zu haben. Mit seinen schiefen Milchzähnen lacht er herzerfrischend und frech ins Publikum. Er hat nie Gitarre- oder Gesangsunterricht erhalten, aber hat schon als Vierjähriger angefangen an den Seiten herumzuzupfen und zu singen. Ein echtes Naturtalent. Die Familie hat wirklich Glück so einen Sohn zu haben. Das Familienensemble hat schon einige CDs aufgenommen.

Heute haben wir  Strassenkunst vom feinsten erlebt. Überhaupt überrascht mich die Qualität der Künstler und Darstellungen auf den Plätzen und der Rua da Praia in Porto Alegre. Die Zuschauer sparen auch nicht an Geldspenden. Musik wird hier sehr geschätzt und unterstützt. Finde ich toll. Es ist für jeden Platz auf diesen Freiluftbühnen…

 

 

14.07.2013-17.03.2013

Sonntag  ist in Rio Grande do Sul Churrasco Tag. Traditionell findet sich am Sonntag die ganze Familie zusammen, um sich  in aller Ruhe und ausgiebig den gegrillten Fleischspiessen zu widmen. Sei es zu Hause oder im Restaurant. Wir tun es den Einheimischen gleich und lassen uns von Mariana Milani vom Tourismusbüro Rio Grande do Sul in die sehr beliebte Churrascaria Galpão Criolo führen. Galpão heisst soviel wie Stall und Criolo ist eine Pferderasse, wie ich mir erklären lasse. Im riesigen Grill drehen sich enorme Rinderspiesse, Schweinefleisch, Hähnchenschenkel, Würstchen und Hühnerherzchen. Kein Gast hier sagt nein, wenn die Kellner Runde um Runde vorbeikommen und an meterhohen Spiessen das jeweilige Fleisch anbieten und auf den Teller schneiden. Nach der vierten Runde gebe ich mich geschlagen. So viel Fleisch esse ich nicht mal in einem Monat. Ich widme mich dem ausgiebigen Buffet mit Salaten Gemüse und zig Sorten an Früchten. Alleine die Papaias, Mangos, Ananas und Goiabafrüchte reichen schon für eine komplette Mahlzeit. Verrückt, was die hiesigen Buffets an Auswahl und Menge anbieten. Und dann sind da noch die zahlreichen Desserts! Gott sei Dank gibt es keine Waage im Hotel.

Zum Essen gibt es eine Folklore-Show mit typischen Gaúcho-Tänzen und Vorführungen der "Boleadeiras". Boleadeiras sind Lassos mit Metall- oder Steinkugeln am Ende. Die Cowboys der Pampa benutzen diese, um sie den Rindern um die Beine zu werfen und sie einzufangen. Die Methode verwendeten schon die indigenen Stämme, um Tiere zu erlegen. Sie haben diese Jagdtradition an die Gaúchos vererbt. Als die Männer anfangen an Schnüren festgebundene Kugeln auf den Bühnenboden zu schlagen und immer schneller rotieren, wird mir ganz mulmig zumute. Das erfodert absolute Konzentration. Der Clou ist es, die Schnur so nahe am Gesicht vorbeizuwirbeln, bis das Fronthaar des Künstlers "gekämmt" wird. Das ganze machen die Männer dann mit einem Gast, dem auch noch die Augen verbunden werden. Ich würde mich sicher nicht zur Verfügung stellen. Allein vom Zuschauen kann einem schon Angst und Bange werden. Wenn der Boleadeiro nur einen Millimeter patzt, ist das Opfer mausetot. Lieber Himmel, auch das ist die Machotradition hier. Passiert ist zum Glück bisher noch nie etwas.

 

Zum Sonnenuntergang geht es an das Ufer des Lago Guaíba...

Wenn es Abend wird, dann zieht es die Porto Alegrenser und Touristen ans Seeufer, um den Sonnenuntergang einzufangen. Mit dem Katamaran Cisne Branco (Weisser Schwan) oder dem Boot Veu da Noiva (Brautschleier) kann man am Ufer des Guaíba Binnensees entlangschippern und eine andere Perspektive auf die Stadt kennenlernen. Die Skyline von Porto Alegre ist besonders schön, wenn sie vom letzten Abendlicht gebadet wird. Städte finde ich sowieso immer am schönsten von fern oder in der Nacht aus der Vogelperspektive. Dazu steigen wir auf zwei der höchsten Gebäude der Cidade Baixa und fangen die abendlich beleuchtete Architektur Porto Alegres mit dem Fluss im Hintergrund ein. Nachts leuchten die Fensterscheiben wie Sterne und die Lichter der Autos verschmelzen zu einem rotleuchtenden Streifen. Mehrere Nächte sind wir unterwegs, um die besten Aussichtspunkte zu finden und wir bekommen freundliche Unterstützung von öffentlichen Behörden und Privathäusern, die uns problemlos ihre Terrassen und Balkone anbieten. Porto Alegre by night ist auch bald in Bildern zu sehen...

 

 



 

Stichwort Buffets...

Porto Alegre ist eine Stadt, in der man sehr günstig und gut essen kann. Die Mittagsbuffets in der Stadtmitte bieten teilweise mehr als 30 verschiedene warme Gerichte, dazu noch Grillfleisch, Salate, Früchte und Desserts für nur umerechnet 5-7 Euro (14-16 Reais) an. Für diesen Preis kann man essen, soviel man möchte oder kann (Buffet Livre). Es gibt auch Buffets per Kilo, wo man nur das entsprechende Gewicht des ausgewählten Essens bezahlt. Da sind die Einheimischen sehr verwöhnt, deshalb finden die meisten Südbrasilianer das Essen in Europa sehr einseitig und begrenzt. "Fartura" - Vielfalt und Menge ist man hier gewöhnt. Vielleicht ist dies ein Grund, warum uns auffällt, dass der Grad der Übergewichtigen im Vergleich zu unserem letzten Besuch sehr gestiegen ist. Die ärmeren Bevölkerungsschichten haben jetzt mehr Geld in der Tasche, die Kaufkraft hat sich in den letzten Jahren erhöht und jetzt gehen viele auswärts essen, die das früher nicht konnten. Vor noch mehr als zehn Jahren sah man selten eine übergewichtige brasilianische Frau, jetzt ist dies fast normal. Auch bei jungen Männern fällt mir dieses Phänomen auf. Nicht dass ich eine Idealfigur hätte, aber gerade die Brasilianerinnen waren für mich immer das Synonym eines perfekten und gepflegten Körpers. Jetzt scheinen sie europäischen Standards näher zu kommen. Wohlstandskilos nennt man das wohl. Ehrlichgesagt ist es auch fast ein Wunder, bei diesen Buffets eine normale Linie zu behalten. Das geht nur mit äusserster Disziplin, das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.

 

 

Abstecher nach Bento Goncalves in die Serra Gaúcha...

17.07.-30.07.2013

 

Seit meinem letzten Eintrag hat sich einiges getan. Zunächst funktionierte das Internet des Hotels nicht richtig, sodass ich tagelang keinen Zugang zu meinem Blog hatte. Zum anderen wurde die Region Rio Grande do Sul in den letzten Tagen von einer Kältefront tiefgefroren. Während Deutschland mit Hitzerekorden kämpft, klappern uns hier die Zähne vor Kälte. Temperaturen von -3 Grad und Schnee in den Bergregionen gab es hier nicht mehr seit 60 Jahren. Noch ein Rekord, seitdem wir ankamen. Zuerst die Wassermassen in Foz do Iguaçu, jetzt die Eiseskälte. Ok, es ist Winter hier und die Einheimischen werfen mir sofort das Argument an den Kopf:  „Aber als Deutsche musst du  doch solche Kälte gewohnt sein“. Wie man es nimmt, versuche ich mich immer wieder zu erklären. Ich friere hier mehr als in Deutschland. Die Gebäude sind nicht isoliert und es gibt keine Zentralheizung wie wir sie kennen. In den Hotels und öffentlichen Gebäuden wird per Klimaanlage geheizt. Die hat allerdings in unserem Zimmer nicht funktioniert und wollte nur kalte Luft produzieren. Freundlicherweise hat man uns einen kleinen Heizkörper zur Verfügung gestellt.

Ausgerechnet in dieser Woche stand unser Besuch der Serra Gaúcha auf dem Programm. Während es Scharen von Nordbrasilianern gerade wegen Kälte und die Aussicht auf Schnee in den brasilianischen Süden zieht, waren wir angesichts Aussichten auf Eis und Frost etwas zurückhaltend mit unserer Euphorie. Irgendwie will das naive Klischee-Hirn Brasilien und Kälte nicht so richtig akzeptieren.  Also gut, wir kaufen Handschuhe, warme Schuheinlagen und Schal und machen uns auf nach Bento Gonçalves, laut Reiseprospekt die Hauptstadt des Weins und der Trauben.

 

Benvenuti in Bento Gonçalves - Bela Italia im Bergland von Rio Grande do Sul

Ein Fahrer von Fellini Turismo holt uns im Hotel ab und in weniger als  zwei angenehmen Stunden auf gut ausgebauten Schnellstraßen sind wir schon in der 670 Meter hoch gelegenen Bergregion. Die Luft hier ist merklich besser als in Porto Alegre und meine Lungen freuen sich über die unverhoffte und lang vermisste Sauerstoffzufuhr. Warum nur alle Leute in den Städten leben wollen? Das frage ich mich immer wieder, wenn ich wie hier von Wald und Grün und sauberer Luft umgeben bin. Es gibt sehr viel Wald hier, vorwiegend Pinien und Akazienbäume. Bento Gonçalves erweist sich als ein charmantes Städtchen, dessen gepflegte Häuser auf diverse Hügel verteilt sind. Ringsum die Stadt liegen die Weinberge.  Bento Gonaçlves Wirtschaftszweige gestalten sich hauptsächlich aus Weinbau, Möbelindustrie und –design und Tourismus. Letzterer vor allem in den Wintermonaten (heißt Juni-August), wenn hier Hochsaison herrscht.

Alles sieht sauber und sympathisch aus. Eine sehr angenehme Überraschung nach dem vernachlässigten Stadtzentrum von Porto Alegre. Wir steigen im Laghetto Viverone ab, ein neues Hotel mit modernen Einrichtungen. Denise von der hiesigen Tourismusregion erwartet uns bereits. Nachdem wir unser umfangreiches Gepäck (uff, schnauf…) verstaut und das nötigste ausgepackt haben, besprechen wir mit ihr bereits das Programm für die kommenden 2 Tage. Denise ist blond und blauäugig und Abkömmling deutscher und italienischer Einwanderer. Eine explosive Mischung wie sich herausstellt. Sie entschuldigt sich gleich vorab, dass sie etwas hektisch sei, aber dies sei eben ihre Art. Gleichzeitig holt sie ihre beiden Smartphones aus der Tasche und beantwortet auf dem einen eine Nachricht, während sie das andere am Ohr hält und einen Anruf entgegennimmt. Sie spricht sehr schnell und laut und ist „adrenalin-turbo-elektrisiert“. Wir können dem Programm kaum folgen, so schnell haut sie uns die Termine um die Ohren. Danach machen wir mit ihrem Auto eine Tour durch die Stadt, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Denise fährt genauso temperamentvoll Auto wie sie mit den Händen artikuliert. Sie gibt Gas, bremst abrupt an den Ampeln, hubt und schimpft permanent über die „Idioten“ vor ihr, die nicht Autofahren können und rattert über die Kopfsteinpflaster und  Lombos (Straßenwellen), dass es mir den Magen lupft. Dennoch (oh Wunder) gelingt es uns, einen ersten Eindruck der Stadt zu gewinnen. Viele neue Hochhäuser ragen in den blauen Himmel der Stadt und die breiten Straßen führen unentwegt auf und ab. Fast komme ich mir vor wie in Lissabon, der Stadt der sieben Hügel. Aber nein, hier sind wir inmitten der Serra Gaúcha in einem idyllischen für brasilianische Verhältnisse kleinen Städtchen von 110.000 Einwohnern. Die Mehrheit der Einwohner hier sind Nachfahren italienischer Einwanderer aus den Provinzen Venetien, Trentin und der Lombardei. 1875 kamen sie mit leeren Taschen nach einer langen und entbehrungsreichen Atlantiküberquerung mit dem Dampfer und großen Hoffnungen auf eine neue und bessere Zukunft in die Region. In Italien herrschten Hunger und Arbeitslosigkeit und die Verlockungen der neuen Welt, wo das „Geld auf den Bäumen wächst“, überragten die Furcht und Ungewissheit. Das angekündigte Paradies auf Erden der neuen Heimat ging zunächst in einem eiskalten Eimer Wasser baden. Der Hoffnung wich Ernüchterung über ein wildes Land, in dem gefährliche Tiere wie Pumas und Schlangen lebten und nachts eisige Kälte herrschte. Die Einwanderer kamen mit nichts als ihrem Willen und mussten mit harter Arbeit und Durchhaltevermögen ganz von vorne anfangen. Die Geschichte des Einwandererpaares Lázaro und Rosa Giordiani können Besucher heute sehr anschaulich im Museumstheater „Epopéia“ nachvollziehen. Benvenuti in Klein-Italien! Lázaro und Rosa kamen als frisch verheiratetes Paar aus Norditalien in der Siedlung an. Wie alle anderen Familien kam die brasilianische Realität mit einem Paukenschlag in ihr junges Leben. Am Anfang lebten die Neuankömmlinge in Holzbarracken und mussten die kalten Winternächte der Serra Gaúcha und Hunger aushalten. Nach und nach begannen sich die Einwanderer zu organisieren, besannen sich auf ihre Traditionen und begannen, Wein und Mais anzubauen. Im Museum sind ganze Kulissen der ersten Häuser, der Kirche und Straßen in Originalgröße zu sehen. Schauspieler repräsentieren Lázaro und Rosa und nehmen die Besucher  in italienischem Akzent und Temperament mit auf ihre Reise. Sogar die Überfahrt im Schiff wird inszeniert. Der Komplex Epopéia gehört den Nachkommen Lazaros und Rosas und wird von der heutigen Tourismusagentur Giordani verwaltet.

 

Mit der Dampfmarie und Italienflair durch die Serra….

Giordani Turismo organisiert auch die Fahrt mit der historischen Dampflokomotive Maria Fumaça (Dampfmarie übersetzt). Die 26 Kilometer lange Fahrt zwischen Bento Gonaçlves über Garibaldi bis Carlos Barbosa ist das touristische Highlight der Stadt und die Tickets meistens ausverkauft. Es wird auch einiges geboten. An der Einstiegsstelle erwartet die Passagiere eine Liveband mit traditioneller Musik aus Rio Grande do Sul. Dazu gibt es Sekt und Traubensaft aus der Region. Danach geht es weiter mit den historischen Wagons des Bummelzugs. Tour Guides erklären die wichtigsten geschichtlichen Hintergründe und touristischen Sehenswürdigkeiten der Tour. Leider bisher nur auf Portugiesisch. Dazwischen mischen immer wieder Gruppen und Darbietungen mit flotter Musik und Dialogen die Fahrt auf. Langweilig wird es nicht. Gegen die eisigen Temperaturen klatschen die Passagiere kräftig mit ihren behandschuhten Händen und stampfen die Füße zum Rhythmus. Zu Azurro und anderen alten Italo-Hits wird getanzt, bis der Wagon wackelt.  Von 0 Grad ohne Heizung lässt man sich hier nicht den Spaß verderben. So geht es weiter bis nach Garibaldi, wo alle aussteigen und von neuer italienischer Stimmungs-Musik eines der Kälte trotzenden Alleinunterhalters empfangen werden. Auch hier wieder Weinprobe und Saft. Mit dem Ticket erhält jeder Passagier ein Weinglas aus Plastik, das er während der Tour behält. Nach knapp 2 Stunden hält der Zug an der Endstation in Carlos Barbosa, wo neue Gäste für die Rückfahrt einsteigen und die Ankommenden mit der Solistin Inez Rizzarda „Volare, Cantare“  am Bahnhofssteg im Chor singen. Leicht beschwipst reiht sich die Menge geduldig und zufrieden in die Warteschlange für den Rücktransport während die neuen Zugpassagiere mit der Maria Fumaça den umgekehrten Weg zurückruckeln. Wir fahren mit einem Bus zurück zur Hauptstation. Das ganze ist sehr animiert und lustig und die Touristen, hauptsächlich Familien aus dem Norden Brasiliens, sind augenscheinlich begeistert. Die Lokomotive kam übrigens 1912 aus Deutschland und wurde von der Firma Jung konstruiert.

 

Aus Bento Gonçalves stammt der offizielle WM-Wein FACES…

Am Nachmittag besuchen wir das städtische Kulturzentrum von Bento Gonçalves und werden zur Vorstellung des offiziell lizenzierten WM-Weines Vinho Copa 2014 eingeladen. Im Forum präsentiert die junge Marketingchefin und Tochter des Familienweinguts Lidio Carraro den von der FIFA ausgewählten offiziellen Wein der Fußballweltmeisterschaft 2014. Der Wein heisst „FACES“ und spielt auf die Vielfalt der Kulturen in Brasilien an. Da das Wort Gesicht im portugiesischen genauso geschrieben wird wie im englischen, ist die internationale Verbindung gleich mitgegeben. Die brasilianischen Weine haben sich in den letzten 10 Jahren qualitativ sehr verbessert und spielen mittlerweile eine bedeutende Rolle auf dem internationalen Weinmarkt. Der WM- Wein von Lidio Carraro zählt zu den Spitzenweinen und wurde spezifisch für die größte Sportveranstaltung der Welt produziert.  Vorerst gibt es einen Roten und Weißen, später soll noch ein Rosé dazukommen. Insgesamt elf  edle Traubensorten wurden für den Rotwein FACES gemischt in Anlehnung an die Charakteristiken einer Nationalelf.  Der Weißwein enthält Muskattrauben, Chardonnay und Riesling Itálico. Dem Zusammenhalt und Engagement des relativ kleinen Familienunternehmens Carraro ist diese Wahl der FIFA zu verdanken. „Für uns bedeutet dies eine große Ehre und gleichzeitig eine besondere Verantwortung, Brasiliens Weine der Welt zu präsentieren“, meint Patricia Carraro bei der Vorstellung des WM Weins „faces“.

 

Italienische Gastronomie mit brasilianischem Überfluss...

Wer nach Bento Gonçalves kommt, der muss die lokale Gastronomie kennenlernen. Es wäre eine Sünde, die Köstlichkeiten dieser Weinregion zu ignorieren. Unser erster Vorgeschmack auf die hiesige Küche bekommen wir in der Churrascaria Ipiranga. Dort wird ein Menü serviert, das als „Beilage“ für die riesigen Fleischspieße verstanden wird, die von Tisch zu Tisch die Runde machen und immer neue Fleischsorten auflegen. 13 Fleischsorten, Würstchen, Hühnerherzchen und noch mehr werden uns von den unermüdlichen Kellner angeboten.  Derweil  verschwindet das weiße Tischtuch unter Tellern mit Fleischpasteten, Käsebällchen, der typisch italienischen Capeletti-Hühnersuppe, Spaghetti mit Huhn, Spaghetti in Käsesoße, karamellierte Erdbeeren, gemischten Salattellern, frittierter Polenta, warmer Ananas mit Nelken….. ufff. Jetzt soll auch noch ein Maracuja Mousse oder eine Puddingcreme in den Magen passen. Ich ergebe mich: ICH KANN NICHT MEHR!! Um nicht ganz unhöflich zu wirken, akzeptiere ich noch einen Expresso in der Hoffnung, dass dieser den Magen etwas entlastet. Wenn wir hier länger als 2 Tage verbringen würden, würde ich wahrscheinlich platzen. Und das war „nur“ das Mittagessen. Abends geht es zum nächsten kulinarischen Streifzug. Denise schleppt uns in das "Café com Arte", eine Art multikulturelles Bistro mit Kunsthandwerk, Second-Hand-Laden, Musikschule  und Teestube. Die Räume sind gefüllt mit Cristina Valentis Kunstwerken: selbstgemachte Puppen, Patchworkatelier, Teddybären, Sammlungen diverser Reisen um die Welt. Alles ist sehr schnuckelig und gemütlich. Eine sehr familiäre Atmosphäre. Das Abendmenü hat Cristina extra für uns zusammengestellt und sie überrascht uns mit einer ganz anderen Art der Küche. Sie meint es wirklich sehr gut und wir versuchen ihr zu Liebe Lauchsuppe, südafrikanische Brothappen mit überbackenem Käse, in Butter gegarten Lachs  mit Jasminreis und Cashew Nüssen- dekoriert in einer halben Ananas, dann noch eine Cremetorte mit Eischaum und Pflaumenmus. Zum Abschluss müssen wir unbedingt noch einen "Blumentee" probieren. Der Tee stammt aus China und wird als eine getrocknete geschlossene Blüte verkauft. Die Blüte gibt man in die Teekanne und gießt heißes Wasser zu. Nach und nach öffnet sich die Blüte zu einer schönen gelben oder roten Blume. Mein Magenverschluss öffnet sich auch langsam. Warum mir in dieser Nacht schlecht wird, weiß ich jedenfalls. Diese Völlerei sind wir einfach nicht gewöhnt und ich beschließe, danach 2 Tage lang nichts mehr zu essen. Eine Entscheidung, die mir leicht gemacht wird. Es geht mir die nächsten Tage so schlecht, dass ich sowieso nichts mehr zu mir nehmen kann. Mein Magen will sich nur noch entleeren und nichts mehr reinlassen.

Erholen kann ich mich in dem wunderschön inmitten Weinbergen gelegenen Spa do Vinho. Das 5-Sterne-Hotel ist einer der Bewerber als Trainingssitz der deutschen oder russischen Nationalmannschaft. Die beiden Delegationen waren schon hier, um sich das Hotel und die umliegenden Bedingungen anzuschauen. Die Chancen stehen nicht schlecht für das Spa do Vinho und bei der Besichtigung des Hotelkomplexes kann ich dies durchaus nachvollziehen. Das Hotel ist die reinste Oase und bietet herrliche Aussichten auf die Serra Gaúcha und die Weinberge des Vale dos Vinhedos.

 

 


28.07.2013 Zurück in Porto Alegre…      

 

Brique da Redenção – Porto Alegres beliebtester Flohmarkt

Heute ist endlich wieder ein Sonnentag mit herrlichen Temperaturen von über 20 Grad. Kälte adé. Das ist der Unterschied zum südbrasilianischen Winter. In einer Woche ist er schon wieder vorbei. Bei diesem Wetter hält es niemanden zu Hause. Sonntagvormittag ist der Tag des traditionellen Flohmarkts beim Stadtpark Redenção. Und heute ist ein Super-Sonntag mit Bilderbuchwetter. Dementsprechend gut besucht sind die Kunsthandwerkstände, die sich auf beiden Seiten der Straße eng aneinanderreihen und von Schnitzkunst bis Schmuck, selbstgemachten Hüten und Handschuhen über Antiquitäten alles bieten. Hunderte von Ständen sind zu sehen, den größten Teil nimmt der traditionelle Trödelmarkt ein. Dazwischen bieten Straßenkünstler ihre Shows an.  Von Bluegrassbands über Clowns, klassischen Gitarristen bis Straßentheater ist alles vertreten. Ein bunter Mix an Darbietungen für ein ebenso bunt gemischtes Publikum. Wer Porto Alegre wirklich kennenlernen will, für den ist der Besuch des Brique da Redenção an einem Sonntagmorgen ein Muss. Alle Gesellschaftsschichten, Berufe, Altersgruppen und Kulturen sind hier vertreten. Als Nicht-Gaúcho ist man leicht zu identifizieren, denn die Mehrheit der Leute hier trägt einen Chimarrão mit sich herum oder schlürft ihn auf einer Bank sitzend. Man schwatzt und lässt sich die Sonne auf die Haut scheinen, Hunde werden ausgeführt, Kinder springen umher. Die Grünflächen sind alle mit Decken und jungen Leuten in Gruppen belegt, die den Chimarrão im Kreis weiterreichen. Hier und da verkaufen fliegende Händler Popcorn (pipoca), Zuckerwatte und sogar Glühwein (!)  Ein in einen glitzernden Metallanzug gehüllter Robotermann lässt sich mit Kindern oder Kuriosen fotografieren und Gitarrenvirtuosen spielen für die Vorbeischlendernden. Jeder, der etwas darzubieten hat, findet hier seine Bühne und wird mit viel Applaus und Kleingeld entlohnt. Hier rührt ein dunkelhäutiger Junge in Hawaianas und ärmlichen Kleidern mit seiner klaren Stimme und nachdenklichem Lied die Mütter zu Tränen und sammelt so einige Reais,nebenan erklingt eine Bluesband, dort klappert ein Ein-Mann-Künstler mit allerlei selbstgebastelten Instrumenten rhythmische Melodien, weiter vorne schwingen die sanften Töne  der Panflöte eines Peruaners herüber... überall singen  Indio-Kinder Lieder ihres Stammes und verkaufen Holztiere und Federschmuck.  Der  Katzenmann Homen do Gato ist natürlich auch dabei und hat sein Strassenpublikum wieder voll im Griff.

Das ist Brasilien:  eine bunte Vielfalt an Kulturen, Rassen und Ethnien, die alle eine Sprache sprechen und friedlich miteinander leben. An einem sonnigen Sonntag wie diesem in Porto Alegre kann man all dies erleben und  gleichzeitig die Seele der Gaúcho-Hauptstadt kennenlernen.

Riesen Chimarrao im Stadtpark Redencao - (c) Lou Avers
Riesen Chimarrao im Stadtpark Redencao - (c) Lou Avers

 

Grüne Zukunftstechnik aus Rio Grande do Sul - die erste Aeromovel® Strecke in Brasilien

Ein vollkommen neues und zukunftsweisendes Projekt des Passagiertransportes hat die Firma Sur Coestner aus Sao Leopoldo in Rio Grande do Sul entwickelt. Der Inhaber und Ingenieur des Aeromovel Projektes Oskar H.W. Coester, ein Nachfahre deutscher Einwanderer, ist der Erfinder dieser vollautomatisierten, emmissionsfreien Druckluftspeicher-Stahlradbahn. Bereits 1977 ließ er sich das Patent für dieses pneumatische Transportsystem in Großbrittannien sichern. In der zweiten Augustwoche 2013 nun wird die erste von der Firma Trensurb beriebene 1025 Meter lange Strecke zwischen dem Flughafen Salgado Filho und der Flughafen Bahnstation in Porto Alegre eingeweiht. Bei der zweispurigen Stahlradbahn handelt es sich um eine einhundertprozentige brasilianische Technik und eine Weltneuheit. Der Prototyp des Aeromovel wurde erstmals auf der Expo 2000  in Hannover vorgestellt und transportierte dort innerhalb von 9 Tagen 18.000 Passagiere. In Indonesien existierte die bisher einzige  weltweite Strecke des Patents. Wir machen eine Testfahrt mit und ich lasse mir die Details von Herrn Coester persönlich in einwandfreiem Deutsch erläutern. Die Wagons in Porto Alegre fassen bis zu 300 Personen und sind vollautomatisch gesteuert, energiesparend und vollkommen emmissionsfrei. Oskar Coester, der heute 75 Jahre alt ist, hat sich mit diesem Projekt einen langgehegten Traum auf eine umweltfreundliche Transporttechnik realisiert. Weitere Strecken in Brasilien sind geplant. Glückwunsch Oskar Coester und noch viele kreative Jahre! Die Welt benötigt mehr solcher Köpfe mit Visionen!